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Therapiemüdigkeit

Frage
Liebes Expertenteam,

unsere Tochter (18) ist glücklicherweise trotz CF ziemlich fit, sie wurde früh diagnostiziert und intensiv therapiert... Inhalation, Sport, KG, Medikamente usw.

Trotz Pseudomonas und saisonaler Aspergillose hat sie ein LSG von über 100% und eine normale LuFu.

Seit einiger Zeit nun lässt sie die Therapie absolut schleifen, abgesehen von Kreoneinnahme zum Essen läuft fast nichts.

Während der letzten Jahre haben wir als Eltern noch starken Anteil daran gehabt, dass Therapie gemacht wurde, mehr oder weniger daran erinnert usw.

Das führt nun aber vermehrt zu Streit - oder zu Resignation unsererseits. Beim Arzt gibt es immer mal wieder das Ansinnen ihrerseits, ja - sie fängt mit Sport an usw. , umgesetzt wird nichts... Während einer Reha hat sie "brav" mitgemacht, zuhause: Nichts.

Was tun? Müssen wir einfach abwarten....? Haben Sie dazu eine Idee?
Danke und Grüße
Antwort
Lieber Fragesteller, bzw. liebe Fragestellerin,

sicherlich stehen Sie nicht alleine da mit Ihrer Sorge um ein erkranktes Kind, für das Therapie zur Zeit ein Fremdwort zu sein scheint.

Häufig berichten Eltern pupertierender Jugendlicher beunruhigt davon, dass sich ihre Kinder für alles Andere interessieren, aber nicht für die Pflichten im Haushalt, in der Schule und vor allem nicht für Therapie.

Sicherlich haben Sie sich jahrelang darum bemüht die empfohlene Therapie einzuhalten und damit auch persönliche Einschränkungen in Kauf genommen? Und jetzt hat Ihre Tochter plötzlich die Null Bock Phase und will über den eigenen Körper selber bestimmen. Will selber entscheiden, ob, wann und wie viel Therapie sie machen möchte.

Eigentlich eine Lebensphase und ein Entwicklungsprozess, den jeder durchläuft, wenn er sich vom Kind zum Erwachsenen verändert. Ein ganz normaler Abgrenzungsversuch Ihrer Tochter, wenn da nicht die Angst wäre, dass durch Therapieversäumnisse eine Verschlechterung des gesundheitlichen Zustandes eintreten könnte.

Was können Sie als Eltern gegen die Therapiemüdigkeit Ihrer Tochter tun ?

Sprechen Sie noch einmal mit dem behandelnden Arzt und bitten Sie ihn um seine Mithilfe. Eine langfristige Therapie für den Alltag ist allein durch das Befolgen von Anweisungen ("Nimm die Tabletten", "Inhaliere jetzt") nur schwer einzuhalten. Ihre Tochter sollte, soweit noch nicht geschehen, aktiv durch den Arzt in die Planung ihrer Therapie mit einbezogen werden, dh. sie sollte so beraten werden, dass sie auch eigene Therapieentscheidungen treffen kann und damit dem Wunsch nach mehr Selbstbestimmung Rechnung getragen wird. Dabei sollten ihre Interessen nicht unberücksichtigt bleiben. Vorrangig muss aber sicherlich die gesundheitliche Situation im Auge behalten werden.

Bitte überprüfen Sie auch das Krankheitswissen ihrer Tochter und erklären Sie noch einmal genau warum welche Therapiemaßnahmen erforderlich sind. Kenntnisse, die Sie sich als Eltern über Jahre angeeignet haben, sind vielleicht bei Ihrer Tochter nicht in diesem Maße vorhanden.

Handeln Sie mit ihr einen persönlichen Therapieplans aus, den sie bereit ist einzuhalten (Rücksprache gfs. Einbezug behandelnder Arzt) und sprechen Sie auch über die Konsequenzen bei Nichteinhaltung (z.B. notwendige Antibiotikatherapie, stationäre Aufnahme bei Verschlechterung).

Vielleicht besteht zudem die Möglichkeit ihrer Tochter ein Gespräch mit einer psychosozialen Fachkraft aus der Ambulanz anzubieten?

Ich wünsche Ihnen viel Kraft bei der Begleitung Ihrer Tochter in dieser schwierigen aber auch normalen Phase. Vertrauen Sie ihr!

Mit freundlichen Grüßen
Nathalie Pichler






08.01.2009
Die Antwort wurde erstellt von: Nathalie Pichler