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Mutationen alte und neuere

Frage
Hallo, bei mir wurde im Rahmem einer wiederholten Nasen-Polypen-OP (3xOP, 2x Verödung) 1995 im Uniklinikum Freiburg eine CF diagnostiziert, allerdings lediglich mit der Mutation Delta F508. Mir wurde damals erklärt, dass ich trotzdem eine CF habe, da es so viele verschiedene und auch noch unbekannte Mutationen gäbe und ich ja die Atemwegsbeschwerden habe, an vermehrter und zäher Schleimproduktion leide und mein Schweißtest mit 55 sehr hoch grenzwertig ausfiel - dieser wurde ca. 5x in einer CF-Ambulanz und zweimal in der Kur wiederholt mit ständig gleich hohen Werten. Ich wurde ca. 5 Jahre auf die Krankheit behandelt, hatte sogar an diversen Studien teilgenommen und nahm an Veranstaltungen und Schulungen teil. Dann folgte aufgrund meiner ersten Schwangerschaft eine genauere genetische Untersuchung im Jahr 2000 und da meinte man in der genetischen Beratungsstelle, dass eine Erkrankung ausgeschlossen sei. Da ich aber immer unsicher war und weiter Symptome habe frage ich mich immer wieder welche Aussage jetzt tatsächlich stimmt. Nun bin ich auf Ihre Seite gestoßen und wollte wissen, ob denn im Jahr 2000 alle bisher bekannten Genmutationen zu CF bereits gefunden waren und auch getestet wurden oder ob in der Zwischenzeit neue Mutationen aufgetaucht sind. Vielen Dank. Mit freundlichen Grüßen, Y. M.
Antwort
Liebe Fragende,

die Diagnose der Mukoviszidose ist grundsätzlich klinisch durch den Arzt zu stellen - nicht durch den Fachhumangenetiker. Die einzige Außnahme ist die Situation, in der zwei krankheitsauslösende Mutationen im Mukoviszidosegene sicher erkannt werden - dann lautet die Diagnose genetisch CF. Die Schwierigkeit bei genetischen Befunden liegt an der Beurteilung "krankheitsverursachend": Für F508del-CFTR ist das sicher erkannt, für viele seltene Sequenzvariationen im Mukoviszidosegen kann man das nicht sagen. Daher ist die Aussage der Ärzte "F508del vorhanden, Schweißtest grenzwertig, Erscheinungsbild passt zu einer Mukoviszidose" richtig.

Der Kontrast zur genetischen Beratung im Jahr 2000 "eine Erkrankung sei ausgeschlossen" ist dagegen falsch: wenn nicht zwei Mutationen gefunden werden, kann der Genetiker sagen, eine Mukoviszidose sei unwahrscheinlich - ausschließen kann er die Erkrankung in keinem Fall. Man kann ein Gen von 300.000 Bausteinen Länge nicht wirksam auf die Abwesenheit von Veränderungen durchsuchen; wer nichts findet, mag nicht ausreichend gut genug gesucht haben.

Nun bleibt Ihnen eine gute Möglichkeit zur Klarstellung: man kann nicht nur genetisch nach Mutationen im Mukoviszidosegen suchen, sondern auch durch eine direkte Vermessung der Funktion des Mukoviszidoseeiweißes in Ihrem Körper bestimmen, ob das Mukoviszidoseeiweiß seine Funktion ausübt. Die beiden Techniken, die dazu gebraucht werden, heißen Nasalpotentialdifferenzmessung (NPD) und Kurzschlussstrommessung in der Ussingkammer (ICM). Spezialisierte Zentren können so eine Mukoviszidose von ebenfalls durch Fehlfunktionen des Mukoviszidoseeiweißes ausgelösten Erkrankungen (die heißen CFTR-related diseases) sicher zuordnen. Sie finden diese Spezialisten hier:
https://www.muko.info/informieren/ueber-die-erkrankung/diagnostik/potentialdifferenzmessungen/

Bitte vereinbaren Sie einen Termin zur eindeutigen Klärung der Diagnose mit elektrophysiologischen Methoden bei einer für sie günstigen liegenden Spezialambulanz - unabhängig von dem genetischen Befund.

Beste Grüße,
Frauke Stanke
25.02.2019
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Frauke Stanke