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Mutation

Frage
Liebes Ecorn Experten Team,

Unsere Tochter hat die Mutation delta f508 heterozygot und c.1730A>T. Ist Ihnen die zweite Mutation bekannt? Können Sie uns bitte alle Informationen zu dieser Mutation mitteilen, die Sie kennen?

Danke schön!
Viele Grüße
Antwort
Liebe Fragende,

C.1730A>T ist auch als Y577F bekannt. Bei dieser Variante ist wegen des Austausches der Bausteine A zu T an der Position 1730 des Mukoviszoidosegens CFTR im CFTR-Eiweiß an der Position 577 der Baustein "Y" (Aminosäure Tyrosin) zu "F" (Phenylalanin) verändert.

Die Variante Y577F wurde im Jahr 1997 bei einem Österreichischen Mukoviszidosepatienten gefunden. Dieser Patient trug auf dem zweiten Chromosom ebenfalls F508del, aber: neben Y577F wurde bei diesem Österreichischen Patienten auch eine Variante im CFTR-Gen gefunden, die eindeutig Mukoviszidose verursacht (auf dem gleichen Chromosom wie Y577F, nicht auf dem F508del-Mukoviszidosegen).

Für Y577F dagegen ist daher die Zuordnung "verursacht Mukoviszidose" oder "verursacht keine Mukoviszidose" derzeit nicht eindeutig möglich: die Variante ist selten, in der Datenbank "CFTR2" ist Y577F nicht aufgeführt, in der "CFTR Mutation Database" ist neben dem Österreicher mit den drei Sequenzveränderungen in zwei Mukoviszidosegenen kein weiter Fall bekannt. Die Literaturdatenbank PubMed kennt Y577F ebenfalls nicht, die auf Genvariationen spezialisierte Datenbank dbSNP ordnet Y577F als "nicht klassifizierbar" ein.

Allein aus der Beschreibung "an der Position 577 eines 1480 Bausteine langen Eiweißes steht jetzt ein F und kein Y" kann man die Diagnose nicht ableiten. Mit anderen Worten: diese durch den Humangenetiker gefundene Variante kann Mukoviszidose verursachen, es kann sich aber auch um eine sehr seltene Variation des Mukoviszidosegens handeln, die nicht krank macht.

Daraus folgt für Sie: Fragen Sie erneut den behandelnden Mukoviszidose-Arzt. Die Mukoviszidose ist eine klinische Diagnose - Humangenetik hilft nur bei der Diagnosestellung, wenn die Auswirkungen der gefundenen Sequenzvarianten zweifelsfrei abgeleitet werden kann. Dies ist nur für häufige Mukoviszidosemutationen möglich, nicht für seltene Varianten wie Y577F.

In Einzelfällen wie dem Ihrer Tochter kann die Bedeutung der Variante Y577F durch den Mukoviszidosearzt entschlüsselt werden: es gibt neben der Humangenetischen Untersuchung direkte Verfahren, um die Funktion des Mukoviszidoseeiweißes zu messen. Diese Verfahren heißen Nasale Potentialdifferenzmessung (NPD) und Ionenkurzschlussstrommessung (ICM) und werden an mehreren spezialisierten Zentren in Deutschland durchgeführt. Ihr behandelnder Mukoviszidosearzt wird abschätzen könne, ob er die Diagnose selbst sicher stellen kann (dann ist der genetische Befund für Sie nicht so wichtig) oder ob er eine Funktionsuntersuchung des Mukoviszidoseeiweißes für notwendig hält (dann wird er Sie an ein entsprechendes Zentrum überstellen, dass ICM und NPD messen kann).

Mit den besten Grüßen,
Frauke Stanke

18.03.2019
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Frauke Stanke