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Warum gibt es unterschiedliche Schweisstestwerte und Messwerte

Frage
Guten Abend,
Mich interessiert folgende Frage:

Warum gibt es unterschiedliche Schweisstestwerte? Wenn man einen Schweisstest macht werden oft 2 Werte gemessen, Chlorid und Leitfähigkeit. Was ist der Hintergrund? Gibt es denn da auch die Möglichkeit das ein Wert normal ist also im negativ Bereich und einer positiv?
Und wie können die Chloridkonzentrationen so massiv abweichen? In den letzten 3 Jahren wurden bei unserem Sohn mehrere Schweisstests gemacht. Der 1. Mit ca 1 Woche, lag bei 90 mmol. Mit ca 4 und 6 Wochen wurden dann nochmal 2 gemacht, beide über 120 mmol.
Alle wurden in einer zertifizierten Ambulanz gemacht.
Jetzt für Studien wurden wieder Schweisstests gemacht. Den letzten Wert haben wir erhalten. Er liegt aktuell bei 82 mmol.
Dieser Test wurde auch in einem anderen zertifizierten Cf Zentrum gemacht.
Können die Werte um 40 mmol variieren?
Ist das normal?
Mich verwirrt das.
Vielen Dank für Ihre Antwort
Antwort
Sehr geehrter Fragesteller,
der Schweißtest stimuliert und sammelt Schweiß in einer standardisierten Art und Weise. Bei der laborchemischen Analyse des Schweißes ist laut Deutschen Diagnose-Leitlinien der Schweißchloridgehalt zu untersuchen. Diese Analyse ist angesichts der geringen Schweißmengen aufwendig. Die Leitfähigkeit ist eine technisch einfachere Analyse und wird gelegentlich zur Erstuntersuchung eingesetzt. Da die Leitfähigkeit nicht nur von der Schweißkonzentration abhängt, liegen die Werte im Durchschnitt um 20 mmol/l Na/Cl-Äquivalent höher als der Schweißchloridgehalt (mmol/l Cl). Die vorliegenden Untersuchungen zeigen, dass eine normale Leitfähigkeit in der Regel mit einem normalen Schweißchloridgehalt, aber umgekehrt eine grenzwertige oder leicht erhöhte Leitfähigkeit in einem Teil auch mit einem normalen Schweißchloridgehalt einhergeht. Daher wird bei grenzwertigen oder erhöhten Leitfähigkeiten immer eine Untersuchung des letztlich diagnostisch entscheidendem Schweißchloridgehalt gefordert.
Schweißchloridkonzentrationen liegen bei Gesunden unter 30 mmol/l. Die Chlroidkonzentration kann in Abhängigkeit vom Lebensalter, aber auch anderer Umstände (u.a. Ernährungsstatus, Flüssigkeitshaushalt, Medikamenten) bei einer Person individuell schwanken. Die messtechnische Genauigkeit bei der Chloridbestimmung aus einer Probe sollte bei < 7% liegen. Vermeulen et al hat im J Cyst Fibros (2017;16:36-40) eine Variabilität der Schweißchlordigehaltkonzentration bei Mukoviszidosepatienten mit einer G551D-Mutation über mehrere Messzeitpunkte von 8,1 mmol/l (95% CI 7,5 - 8,7 mmol/l), aber auch extreme Abweichungen von– 19,6 bis + 21,6 mml/l beschrieben. Dabei summieren sich Messgenauigkeit, physiologischen Änderungen der Schweißes und Unterschiede in der Stimulation. In ihrem Fall liegen alle Chloridkonzentrationen über 60 mmol/l, dem diagnostischem Grenzwert für die Mukoviszidose. Die Variation sollte Sie nicht verwirren. Sollten bei unklarer Diagnose Werte zwischen 30 und 59 mmol/l auftreten und die Diagnose z.B. auch nach genetischer Untersuchung unklar sein, sollten der Schweißtest unbedingt wiederholt werden.

Nährlich, Giessen, 16.06.2019
24.06.2019
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt