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Polypen OP: Wann unbedingt nötig, wann noch abwarten?

Frage
Liebes Expertenteam,

ich stelle mir derzeit die Frage, ob bei meinem Sohn (10,CF, FEV 100%) eine Polypen-OP durchgeführt werden sollte.

Bei der Untersuchung (HNO) wurden Nasenpolypen (beidseitig) festgestellt, wobei eine Seite stärker betroffen ist als die andere. Die Nasenatmung ist deshalb auch auf der stärker betroffenen Seite eingeschränkt. Behandlung mit Nasonex und Inhalation über RC Cornet Nasal zeigten bislang keinen verändernden Effekt.

Natürlich könnte man nun direkt operieren (Polypen entfernen, Sanierung der Nebenhöhlen) und damit wieder einen besseren Zustand der Nase erreichen.

Eine OP kann aber auch Nachteile haben:

Zum einen könnte durch die OP und den KH-Aufenthalt eine Besiedelung mit Keimen erfolgen, die schlimmer wäre als jeder Polyp.

Zum anderen stellt sich die Frage nach der Effektivität dieser OP, wenn die Polypen bei CF so rasch wieder nachwachsen können. (Aussage des HNO-Arztes "Nach der OP kommen die Polypen wegen der CF auf jeden Fall irgendwann wieder")

Meine Frage ist daher: Welches Kriterium sollte ich anlegen, um mich für oder gegen eine OP zu entscheiden? Gibt es neben den oben genannten Mitteln weitere konservative Möglichkeiten der Behandlung, die man vor einer OP noch ausprobieren könnte?

Vielen Dank!
Antwort
Sehr geehrter Ratsuchender,

Bis zur Hälfte der Erwachsenen mit CF weisen Nasenpolypen (NP) auf, wenn Rhinoskopisch geschaut wird;
auch schon bei Kleinkindern mit CF werden (echte) Polypen gefunden, die es sonst fast gar nicht in dem Alter vorkommen.

Grundlegend wird oft beim Nachweis von NP durch den HNO Arzt eine OP empfohlen. Wenn nur die Polypen selbst entfernt werden, kann man davon ausgehen, dass diese nach Monaten (oder wenigen Jahren) wieder nachwachsen.
Daneben gibt es ernste Risiken in und um die OP Problemkeime wie P. aeruginosa anzusiedeln (Bis zu5 Hälfte der Erwachsenen mit CF weisen Nasenpolypen (NP) auf, wenn Rhinoskopisch geschaut wird;
Auch schon bei Kleinkindern mit CF werden (echte) Polypen gefunden, die es sonst fast garnicht in dem Alter vorkommen.

Grundlegend wird oft beim Nachweis von NP durch den HNO Arzt eine OP empfohlen. Wenn nur die Polypen selbst entfernt werden,
kann man davon ausgehen, dass diese nach Monaten (oder wenigen Jahren) wieder nachwachsen.
Daneben gibt es ernste Risiken in und um die OP, da sich Problemkeime wie P. aeruginosa ansiedeln (Literatur: Mainz et al. 2015 "Pseudomonas aeruginosa Acquisition in Cystic Fibrosis Patients in Context of Otorhinolaryngological Surgery or Dentist Attendance: Case Series and Discussion of Preventive Concepts).
Daher sehen wir eine Indikation zur OP nur, wenn ernsthafte Beschwerden bestehen (Nasenatmung fast komplett verlegt, chronische oder immer wieder auftretende schwere Beschwerden...) und wenn die konservative Therapie auch über lange Zeit keine Besserung erbrachte.
Diese besteht im Wesentlichen aus topischen Steroiden wie Nasonex oder Avamys (2 Präparatenamen der neueren Generationen), die allabendlich in jede Nasenseite gesprüht werden (s. auch meine vorausgehenden Ecorn-CF Antworten zum Thema).
Die Kortisondosis ist so niedrig, dass die kritischen Nebenwirkungen nicht auftreten und im Anschluss sollten Zähne geputzt werden oder der Mund ausgespült werden.
Möglicherweise kann auch Azithromycin hier entzündungs- und Polypenhemmend wirken, aber hierfür fehlen Studien.

Wenn die Beschwerdelast also nicht hoch ist und Nasenatmung noch möglich ist, empfehlen wir die langzeitige (über Monate bis Jahre) andauernde Therapie mit einem niedrigdosierten Kortison-Nasenspray. Wenn eine OP erforderlich wird, sollte sie ausgedehnter sein und durch CF erfahrene Kollegen erfolgen mit Blick auf die Vorsichtsmaßnahmen zur Verhinderung der neuen Keimbesiedlung rund um die OP.

Alles Gute,

Jochen Mainz
28.06.2019
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz