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Nasenpolypen und Fliegen

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,

Meine Tochter hat die Chance nach Gran Canaria mit zu Fliegen.
Leider sind jetzt ihre Nasenpolypen rasant nach gewachsen, so das die Linke Seite Total Verstopft ist.

Leider weiss ich nicht wie sich das jetzt mit dem Fliegen auswirken kann, könnte meine Tochter da Probleme bekommen?
Oder währe ein Flug unbedenklich?

Viele Liebe Grüße
Antwort
Sehr geehrter Fragesteller/in,
Mit zumindest einseitig voll verlegtem Nasengang durch die Polypen-Rezidive Ihrer Tochter ist vermutlich der Druckausgleich bei Start und Landung über die Ohrtrompete (=Tuba auditiva oder Eustachische Röhre) nicht ausreichend oder gar nicht möglich. Die Ohrtrompete beginnt im Nasenrachen am inneren Ende der Nase und zieht von hier von der Innenseite zum Mittelohr. Soweit Polypen und die bei CF auch sehr häufigen Schleimhautschwellungen und Entzündung diesen inneren Belüftungskanal einengen oder ganz verlegen helfen beim Flug in den Momenten größerer Druckschwankungen Druckausgleichsmanöver nicht, mit Zuhalten der Nase und kräftigem Ausatemmanöver bei geschlossenem Mund. Auch Ohrentropfen sind nicht hilfreich, da diese das Trommelfell nicht passieren und zu keiner Verbesserung der Mittelohrbelüftungsstörung führen können.

Daher ist der Flug nicht gänzlich unbedenklich.
Als Komplikationen der Mittelohrbelüftungsstörung kann es zum Loch im Trommelfell kommen, oder aber zu einem Paukenerguss (Flüssigkeit im Mittelohr), eine Knocheneiterung oder eine Ausdehnung des Trommelfells....

Daher sollte Ihre Tochter mit diesen Fragen zur Verlaufskontrolle beim HNO Arzt vorgestellt werden.

Zur Verhinderung von Polypenwachstum in den Nasengängen bei CF-Patienten sind sehr niedrigdosierte Kortison Nasensprays ("topische Steroide") über lange Zeit (Monate bis Jahre) sinnvoll, auch wenn die Datenlage durch Mangel an Studien für CF Nasenpolypen hier nicht ausreicht (im Anschluss immer Zähneputzen, um den nicht in der Nase wirksamen Wirkstoff zu entfernen).
Wenn Polypen direkt nach einer OP sehr schnell nachwachsen, kann über kurze Zeit eine systemische Kortisontherapie über 2-4 Wochen erforderlich sein, die im Gegensatz zur topischen Therapie relevante Nebenwirkungen machen kann. Daneben sollte die topische Therapie auch langzeitig durchgeführt werden.

Prof. Dr. med. habil. Jochen G. Mainz
OA, Leiter Päd. Pneumologie, Mukoviszidose
Medizinische Hochschule Brandenburg (MHB)
Klinikum Westbrandenburg Klinik für Kinder- und Jugendmedizin,
Hochstraße 29,
14770 Brandenburg an der Havel
Tel: 03381-411800
Fax: 03381-411809
j.mainz@klinikum-brandenburg.de
27.09.2019
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz