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Gefahren durch intensive Landwirtschaft neben dem Grundstück

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,

wir überlegen zurzeit ein Grundstück zum Hausbau zu erwerben. Dieses Grundstück liegt direkt neben einer intensiv bewirtschafteten Ackerfläche. Gehen nach ihrer Einschätzung Gefahren für unsere Tochter mit CF durch die Bewirtschaftung der Ackerfläche aus?

Wir fragen uns
1. ob die ausgebrachten Düngemmittel und Pestizide bei CF eine besondere Bedrohung darstellen;
2. ob durch ausgebrachte Gülle Gefahren herrschen (hierzu gab es bereits eine Anfrage, haben sich seitdem neue Erkenntnisse ergeben?) und
3. ob durch das Pflügen uns sonstige Bearbeiten des Ackers gefährliche Keime über die Luft übertragen werden könnten (Aerosole würden ja nicht entstehen.)

Unser Haus würde ca. 30m entfernt zur Ackerfläche entstehen. Der Acker liegt so, dass der Wind meistens vom Haus zum Acker weht (der Acker liegt im Osten des Hauses).

Wir sind uns klar darüber, dass von dem Acker potentiell Gefahren ausgehen, können aber nicht einschätzen, wie groß diese sind.
Ich danke Ihnen sehr für ihre Recherchen und Antwort!
Antwort
Liebe Anfragerin, lieber Anfrager,
im Zusammenhang mit der Entscheidung ein Grundstück neben einer intensiv bewirtschafteten Ackerfläche zu erwerben und selber eine an CF erkrankte Tochter haben, wollen Sie wissen ob insbesondere für Ihre Tochter gesundheitliche Gefahren durch die Bewirtschaftung der Ackerfläche ausgehen.
- Düngermittel und Pestizide
Düngermittel und Pestizide stellen ein allgemeines Umweltproblem dar, wenn mehr gedüngt wird, als eigentlich nötig. Dies passiert leider zu oft sowohl in der kommerziellen Landwirtschaft, wie auch in privaten Gärten. Die Folgen sind, dass zu viel Nitrat auf den Feldern und später im Grundwasser, zu viel Amoniak und Feinstaub in der Atemluft und zu viel Lachgas, das das Klima schädigt. Von diesen Gefahren können sich allerdings Endverbraucher nur sehr bedingt schützen. Die daraus sich ergebenden gesundheitlichen Gefahren sind für einen CF-Erkrankten offenbar nicht höher einzuschätzen, als bei einem Nicht-CF-Menschen.
- Gülle
Zu den Ausführungen über Gülle von Dr. Olaf Sommerburg vom 08/09 ist auch heute aus meiner Sicht nichts hinzufügen. Ich zitiere seine Antwort:
„leider ist die Geruchsbelastung ein allzu häufiges Problem der mehr und mehr industrialisierten Landwirtschaft. Der enge Kontakt zu Nutztieren auf einem Bauernhof, der damit auch eine erhöhte Exposition zu Heu, Streu und Stroh bedeutet, die bekanntermaßen Schimmelpilze enthalten können, kann tatsächlich ein Problem darstellen und sollte weitestgehend vermieden werden. 

Bei Gülle, die auf den Feldern ausgebracht wird, um sie zu entsorgen, verhält es sich aber etwas anders. Hier ist es nur die Geruchsbelastung, die für CF-Patienten und alle anderen störend ist. Sicher wird Gülle auch Schimmelpilzsporen enthalten, jedoch dürften diese, da Gülle flüssig auf das Feld aufgebracht wird, gebunden sein. Fraglich ist jedoch, wie es sich danach verhält, wenn die Gülle auf dem Boden trocknet und nicht mehr riecht, denn es ist gut vorstellbar, dass sich dabei Schimmelpilze in diesem Milieu noch vermehren können. 

Zusammenfassend würde ich aber davon ausgehen, dass sich im Moment des Ausbringens von Gülle auf die Felder zwar die Geruchsbelastung nicht jedoch die Belastung mit Schimmelpilzsporen erhöht. Inwieweit danach eine höhere Sporenbelastung in der Nähe der Felder vorherrscht, kann man nicht genau sagen, auszuschließen ist es jedoch nicht. Trotzdem dürfte diese Konzentration noch weit unter der liegen, der man direkt in einem Stall exponiert ist bzw. dürfte sich im Bereich eines etwas erhöhten, jedoch noch im normalen Bereich anzusiedelnden Risikos bewegen“.

- Pflügen und sonstige Bearbeiten des Ackers
Ich fand keine Berichte, die darauf hinweisen, dass durch das Pflügen uns sonstige Bearbeiten des Ackers gefährliche Keime über die Luft übertragen werden und gesundheitsschädlich wirken können.

Zusammenfassend ist zu sagen, dass bei Ihrer, wie bei jeder sonstigen ernsten Entscheidung ratsam ist, alle Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen, dabei alle Fakten zusammentragen und am Ende den gesunden Menschenverstand und das eigene Bauchgefühl einsetzen.

Wir hoffen Ihnen mit der Antwort ein wenig geholfen zu haben
und verbleiben mit freundlichen Grüßen

Ihre
Dr. med. Christina Smaczny
04.10.2019
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. med. Christina Smaczny