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Burkolderia Cepacia

Frage
Liebes Expertenteam,
meine Tochter (14 Jahre) hat keine CF, leidet aber seit 3,5 Jahren an rez. chonischen Nasennebenhöhlenentzündungen (8-10 Mal pro Jahr). Sie wurde bereits einmal operiert. Jetzt wurde in den Nasennebenhöhlen bei zwei Abstrichen innerhalb von 4 Wochen der oben genannte Keim festgestellt. An wen können wir uns für ein kompetentes Vorgehen/Beratung/Behandlung wenden? Da der Keim bei Patieten mit CF besser bekannt ist, wende ich mich mit großer Hoffnung an Sie. Wir kommen aus Wiesbaden, nehmen aber jede Entfernung auf uns. Vielen herzlichen Dank
Antwort
Lieber Ratsuchender,
Verzeihen Sie die späte Antwort.
Wir haben einerseits die Frage, warum der Keim bei Ihrer Tochter "Fuß fassen konnte", weil er bei Menschen mit regelrechter Abwehr und/oder regelrechter Selbstreinigung der Atemwege nicht in den oberen oder unteren Atemwegen zu finden ist, schon garnicht bei wiederholten Abstrichen.
Erkrankungen wir Mukoviszidose oder eine Zilienfunktionsstörung (PCD/Kartagener Syndrom) sollte sicher ausgeschlossen sein. Es steht die Frage, wie/ob dies bei Ihrer Tochter untersucht wurde. Allergien führen in der Regel nicht zu B. cepacia-Empfänglichkeit. Sind diese bei Ihrer Tochter ausgeschlossen, sowie Einschränkungen der Abwehr (ein Immundefekt)? All dies kann z.B. in der Päd. Pneumologie an der Uni Frankfurt ausgeschlossen werden, z.B. durch OA Dr. Eickmeyer). Wichtig ist, den Problemkeim anzugeben, wenn Sie sich in solch einer Spezialsprechstunde anmelden. Man muss von empfindlichen (CF...)-Patienten getrennt sein.
Wenn angeborene oder erworbene Engstellen in den oberen Atemwegen bestehen, die Sekretstau verursachen kann es sonst zu solch einer Fehlbesiedlung kommen. Nach einer HNO OP würde ich primäre anatomische Ursachen für gestörte Selbstreinigung nicht erwarten. Es kann aber während einer OP oder in der HNO Betreuung zum Hereinschleppen von Problemkeimen kommen. Aber Ihre Tochter hatte ja schon vorher immer wieder ein Problem der Nasennebenhöhlen...

Wenn der Keim weiterhin in mikrobiologischen Untersuchungen von Sekreten oder Abstrichen aus den oberen Atemwegen nachgewiesen wird, ist eine zielgerichtete Antibiotikatherapie nach Antibiogramm sinnvoll, sowie eine genaue Untersuchung der B. cepacia-Art (Genomovar...).
Systemisch können z.T. Cotrimoxazol oder Doxycyklin sensibel sein, sie kommen aber nicht gut in die Nasennebenhöhlen. Daher kann gleichzeitig die Inhalation mit vibrierenden Aerosolen, wie dem Pari Sinus erfolgen, mit sensiblen Antibiotika, die z.B. bei CF üblich sind. Gegen Colistin ist B. cepacia resistent. Tobramycin in höherer Dosis (z.B. 2 x 160 mg) wäre außerhalb des Zulassungsrahmens möglich.

Für Rückfragen stehe ich gerne zur Verfügung,

Jochen Mainz
11.04.2020
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz