Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Antibiotische Behandlungsoptionen

Frage
Liebes Expertenteam,

nach einer längeren stabilen Phase (FEV1 95%) wurde nun wiederholt Pseudomonas aeruginosa (voll sensibel, gute Verträglichkeit von Collistin und Tobramycin) und erstmalig Mykobakterium absessus nachgewiesen (zusätzlich zu Dauerbesiedlung mit Staph. aureus (voll sensibel) und Aspergillus fumigatus). Im Januar 2020 wurden zum 2. Mal die Nasennebenhöhlen operiert. Pseudomonas wurde nun nach der OP auch im Nasensekret nachgewiesen, die Kultur für die Mykobakterien ist leider noch ausstehend (und langwierig, da aufgrund von bakterieller Überwucherung die Kultur erneut angesetzt werden musste).
Da meine Lungenfunktion auf 82% FEV1 gesunken ist und
eine Abnahme der Leistungsfähigkeit mit vermehrter Sputumproduktion aufgetreten ist, jedoch die CT Bilder für eine M. absessus Besiedlung und keine Lungenerkrankung sprechen, wüsste ich gerne, welche Möglichkeit der antibiotischen Therapie sich anbieten.
Gibt es eine gute Möglichkeit, nicht nur den Pseudomonas, sondern auch die Mykobakterien mit einer Kombination aus oralen +inhalativen Antibiotika zu eradizieren?
Im Falle der inhalativen Gabe, würde man sowohl die oberen als auch die unteren Atemwege behandeln? Falls beide, geschieht dies mit je 50% nasaler und 50% pulmonaler Dosis oder dann 100%+100%?.

Mit besten Grüssen,
C.
Antwort
Guten Tag,
diese Frage ist leider etwas zu komplex für eine Beratung über Ecorn-CF, da die Therapie von Mykobakterium abscessus recht komplex ist.
Da sich aber offenbar zusammen mit dem Nachweis von M. abscessus auch die Lungenfunktion verschlechtert hat und - soweit ich es verstehe - auch das CT sich entsprechend verändert hat, sollte diese Infektion schon behandelt werden (wenn das CT für eine durch M. abcessus ausgelöste Lungenerkrankung spricht).
Eine alleinige inhalative oder oral-inhalative Therapie ist hier leider nicht möglich. Es ist immer eine Kombination von verschiedenen Antibiotika (wenn möglich nach Resistenztestung in einem dafür zertifizierten Labor), die zumindest für die ersten Wochen intravenös gegeben werden müssen. Erst nach mehreren Wochen kann ev. auf orale und inhalative Therapie umgestellt werden.
All dies erfordert jedoch die Zusammenarbeit mit einem Zentrum, das in der Behandlung von atypischen Mykobakterien Erfahrung hat. Mit der intravenösen Gabe ist meistens dann auch die nasale Besiedelung in den Griff zu kriegen.

Bezüglich des Pseudomonas gibt es ebenfalls mehrere Behandlungsoptionen; z.B. eine i.v. Therapie. Möglich ist auch eine Inhalation pulmonal und mit dem Pari Sinusgerät nasal, um die Besiedelung in beiden Kompartimenten zu bekämpfen.
Hier bietet es sich an, pulmonal und sinunasal mit verschiedenen Antibiotika zu inhalieren, um eine Überdosierung zu vermeiden. Z.B. pulmonal 2 x tägl. 2 Mio IU Colistin und sinunasal Gernebcin 1 x 80mg, oder pulmonal Tobramycin, Aztreonam oder Lervofloxacin und parallel sinunasal Colistin 1 x 1 Mio IU.
Sie sollten das konkrete Procedere unbeding mit Ihrem Zentrum absprechen, das Ihren Fall und alle klinischen Daten kennt.
Mit besten Grüßen

Rainald Fischer und Daniela d'Alquen
11.05.2020
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Rainald Fischer