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Übertragung von Keimen, Vieren, Bakterien

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,

bei meinem Sohn (aktuell 3 Monate alt) wurde Mukoviszidose diagnostiziert. Bei meiner Frage handelt es sich
in erster Linie um den Besuch von Ihm bei seinem Opa und seiner Oma. Mein Elternhaus ist sehr landwirtschaftlich aufgestellt. Dort befinden sich leider so ziemlich alle Gefahrenquellen die man sich für einen Mukoviszidose Erkrankten vorstellen kann. Es gibt einen großen Teich mit vielen Pflanzen, einen großen Komposthaufen, ein Gehege mit Pfauen, ein Hasenstall, ein Vogelkäfig und damit verbunden natürlich Heu, Stroh, Mist, Gemüsesorten für die Tiere die in der Garage lagern (teilweise schimmelig wegen der großen Menge). In der Wohnung selbst befindet sich ein Aquarium und auch das restliche Gelände ist mit viel Pflanzen und auch regenwassertonnen, Erde und alles was dazu gehört ausgestattet. Ich weis nicht recht wie ich mich verhalten soll. Wir haben wegen dem Aquarium gesagt, dass sie über die Wintermonate erstmal zu uns kommen sollen. Allerdings lebt dort auch meine 94 jährige Oma, die sich natürlich nicht ganz einfach damit tut jedes Mal zu uns zu kommen (wohnen ca. 40 km
entfernt) ich hab mir jetzt für den Sommer überlegt das wir uns außerhalb des Hauses aufhalten könnten. Im Treppenhaus mit den Ausdünstungen der „Gemüsesorten für die Tiere“ und dem Aquarium verunsichert mich total.., aber auch außerhalb stellt sich mir die Frage... wie weit müsste er von Teich, Tieren, etc. entfernt sein, damit ich mir keine Sorgen machen muss. Darf er sich mal ans Gehege stellen um sich die Pfauen anzuschauen oder ist das schon zu viel? Gleiche Frage im Bezug auf einen Zoo-Besuch.
Würden Sie sagen, dass wenn man sich innerhalb der Wohnung in einem anderen Raum aufhält, dass das okay ist?
Über Eine kurze Rückmeldung, Tipps etc. Wäre ich sehr dankbar.
Antwort
Liebe Eltern,
1. Besuch bei Oma & Opa: grundsätzlich kein Problem. Es gibt dort keine Gefahrenquellen mehr als anderswo!. Beim Teich: Achtung, wenn er noch Krabbler und Kleinkind ist , denn er darf dort nicht hineinfallen!!! Bei den Tieren sehe ich gar kein Problem. In die Garage muss er nicht hinein! Er muss nicht in das Aquarium hineinfassen und Blumenbänke sollten nicht in seinem Schlafzimmer sein! Er darf nicht in eine Regenwassertonne hineinfallen. Wenn er das Wasser nicht trinkt und mit dem Wasser nicht hantiert: keine Probleme.
2. Die 94 jährige Oma soll er gerne besuchen. Die emotionale Freude muss der Ur-Großmutter doch gewährt werden. Ich sehe kein Risiko.
3. Die „ Gemüsesorten für die Tiere“ und auch das Aquarium stellen keine Bedrohung dar.
4. Natürlich kann er ins Gehege und die Pfauen betrachten.
5. Natürlich kann er in den Zoo gehen.
6. Im Hause bei den Großeltern kann er sich sicher frei bewegen.
7. In der Zeit der Pandemie möchten bitte Körperkontakte mit anderen Menschen als den Eltern unterbleiben

Wie auch jetzt von der Regierung empfohlen: bitte Einhaltung aller Hygiene-Regeln! Die Erwachsenen sollten eine gute Händedesinfektion einhalten und Masken tragen, außerdem Abstand halten. Das gilt für die Pandemie.
Für die Mukoviszidose-Hygiene gilt Ähnliches:
· Kein Händekontakt
· Keine intensiven Umarmungen
· Nach Toilettengang einerseits, nach Windelwechsel andererseits gründliche Händehygiene, nicht anhusten bei Erkältungen. Vor dem Essen bitte Hände waschen!

Der gefürchtet Wasserkeim Pseudomonas aeruginosa ist überall zu finden. Aber allein schon mit Hilfe ganz alltäglicher Hygiene-Maßnahmen werden die Kinder im frühen Lebensalter häufig verschont. Es gibt noch andere Keime, die bei den kleinen CF-Kindern Handlungsbedarf auslösen. Das Alles wird man bei den regelmäßigen Ambulanzbesuchen besprechen.
Die in den ersten Lebensmonaten alle 4 Wochen durchgeführten mikrobiologischen Untersuchungen in der CF-Ambulanz zeigen schon rechtzeitig an, ob eine Besiedelung mit Keimen oder gar eine Infektion stattgefunden hat. Dann hat man immer sehr effektive Behandlungsmöglichkeiten!
Es gibt Leitlinien für die Betreuung von Mukoviszidose-Kindern unter 2 Jahren. Diese kann man sich mit dem Team der CF-Ambulanz gemeinsam ansehen und auch erklären lassen. Oder man lässt diese Leitlinien sich vom Muko e.V. zusenden.

Aus meiner Sicht ist eine gründliche Schulung der Eltern von Kindern mit CF äußerst hilfreich. Schulungsangebote werden vom Muko e.V. mitgeteilt, finden vielleicht ja auch in der örtlichen CF-Ambulanz statt.

Liebe Eltern, es gibt so viele einfache Regeln (siehe oben), die extrem hilfreich sind, die moderne CF-Therapie gibt Ihnen so viele hilfreiche Strategien an die Hand. Die Lebensqualität darf nicht durch Einschränkungen wie Wegsperren von den Großeltern und einem Bauernhof, einem Aquarium, von Tieren und von stehende Gewässer etc. beschnitten werden. Die Befolgung allgemeiner Hygiene-Regeln sind immens hilfreich.
Die Freude über das neue Kind muss überwiegen vor Angst und möglichen Gefahren. Der Behandlungsfortschritt in der CF-Betreuung und CF-Therapie ist enorm!!!
Ich möchte Ihnen Mut machen!
Gerne weitere Fragen.
Mit freundlichen Grüßen
Hans-Eberhard Heuer
21.12.2020
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer