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Schnelltest Kreuzreaktionen

Frage
Liebes Expertenteam,
bald wir flächendeckend an den Schulen mit Schnelltests auf Sars-CoV2 getestet. Es kann aufgrund von Kreuzreaktionen zu falschpositiv Befunden kommen. Es werden Kreuzreaktionen mit Bakterien und Viren aufgeführt, die bei CF häufig zu finden sind.
Müssen CFler regelmäßig falschpositive Testergebnisse erwarten? Gibt es Tests, die eher geeignet sind bzw. eine Übersichtsliste über die möglichen Kreuzreaktionen bei einzelnen Schnelltests, so dass man einen Test "passend" zur individuellen Besiedlung auswählen kann?
Vielen Dank für Ihre Antwort

Antwort
Sehr geehrte Fragesteller*in;
die Anwendung von Antigen-Schnelltesten zur Identifizierung einer SARS-CoV2 Infektion wird derzeit intensiv und zum Teil auch kontrovers diskutiert. SARS CoV-2 Antigenschnelltests sind hinsichtlich der Sensitivität und Spezifität der PCR ohne Frage unterlegen.
Auf der Homepage des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sind derzeit ca. 250 Testsysteme unterschiedlicher Hersteller gelistet. Etwa 100 Teste wurden vom Paul-Ehrlich-Institut einer Evaluierung hinsichtlich ihrer Sensitivität unterzogen (stand 01.04.2021) und als „dem technischen Stand entsprechend“ bewertet (d.h. ein bestimmter Mindestanteil der als richtig positiv erkannten Proben ist erfüllt). Die Spezifität ist dagegen der Prozentsatz, zu dem nicht infizierte Personen als gesund erkannt werden. Ein Test mit einer Spezifität von 97% liefert bei 3 von 100 Gesunden ein falsch-positives Ergebnis. Beide Größen sind voneinander typischerweise abhängig. Falsch positive Ergebnisse können unterschiedliche Ursachen haben und z.B. durch Kreuzreaktionen mit anderen Antigenen als dem SARS-CoV 2 Zielantigen zustande kommen. Falsch-positive Ergebnisse kommen offenbar u.a. vor, wenn S. aureus-positive Nasenabstriche als Probenmatrix eingesetzt werden. Positive Ergebnisse müssen daher mittels PCR überprüft werden, um eine unnötige Verunsicherung und ungerechtfertigte Quarantäne zu verhindern.
Man kann ggf. annehmen, dass bei Personen mit CF und höherer Prävalenz für S. aureus falsch positive Ergebnisse häufiger vorkommen könnten. Systematische und v.a. umfangreiche Test-vergleichende Reihenuntersuchungen zur Spezifität und/oder Kreuzreaktivitäten bzw. einer Abhängigkeit von speziellen Vorerkrankungen (z.B. Mukoviszidose) liegen derzeit nicht vor. Eine begründete Empfehlung für oder gegen einen speziellen Test bezogen auf diese Anfrage ist m.E. daher nicht möglich.
Es gibt inzwischen mehrere Anwendungsstudien, die das Problem der falsch-positiven Teste gerade in asymptomatischen Personengruppen aufzeigen (siehe z.B. Hoehl S, Deutsches Ärzteblatt, 2021. 118: 252–3. DOI: 10.3238/arztebl.m2021.0187), was zeigt, dass dieser Punkt ein allgemeines Problem darstellt.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Hogardt
09.04.2021
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt