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destilliertes Wasser für O2-Befeuchter?

Frage
Hallo,

ich nehme Bezug auf einen Artikel der auch hier https://ecorn-cf.eu/index.php?id=32&no_cache=1&L=1&tx_expertadvice_pi1%5Bshowitem%5D=6120&tx_expertadvice_pi1%5Bsearch%5D= schon thematisiert wurde.

Unter dem Ecorn-Link geht es um die Verwendung destillierten Wassers für die Dampfdesinfektion von Inhaletten. Mir geht es um die Verwendung als Wasser zur Atemgasbefeuchtung in der Sauerstofftherapie bzw. bei NIV-/Beatmungsgeräten. Hierauf wird am Schluss des im Ecorn-Link genannten Artikels https://www.dcfh.de/desinfizieren-von-inhalationsteilen/ eingegangen.

Im dort verlinkten Artikel wird unter Berufung auf https://www.pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=53650 davon abgeraten destilliertes Wasser aus der Drogerie für diese Zwecke zu verwenden.

Linde erwähnt in einer Patientenbroschüre nur abgekochtes (danach abgekühltes) Leitungswasser oder alternativ "Sterilwasser zur Inhalation" (vermutlich ist "Wasser für Injektionszwecke" gemeint).
Resmed empfiehlt im Handbuch für den Befeuchter H4i destilliertes Wasser alternativ zu Leitungswasser, um Kalkablagerungen zu vermeiden.

Übrigens dürfen die Befeuchterbecher (Linde), Befeuchterkammer des H4i (Resmed), die Beatmungsmaske F20 nur mit Handwarmem Wasser gespült werden. Ein thermisches Desinfizieren ist also nicht möglich. So kochen wir erst destilieres Wasser ab (wegen dem Kalkhaltigen Leitungswasser) und lassen es abkühlen, danach Spülen wir damit.
Laut dcfh-Artikel (siehe Anfang der Frage) würde ja ähnlich wie bei den Inhaletten hier auch eine Kontamination mit Endotoxinen durch die Reinigung entstehen. Pari schreibt für die Vernebler des eFlow Rapid neben anderen Methoden das mindestens fünfminütige Auskochen in destilliertem Wasser vor.
Dies scheint ja laut Dr. Hogardts Antwort zu vernachlässigen.

Bleibt aber die Frage wieweit destilliertes Wasser bei einer Befeuchtung des Atemgases über mehrere Stunden negativ einzuschätzen ist.

Vielen Dank und freundliche Grüße
Antwort
Sehr geehrter Fragesteller*in,
letztlich werden hier mehrere Aspekte miteinander vermischt. Angesprochen ist die Qualität von Wasser zur Inhalation, Befeuchtung bei Sauerstofftherapie und für die Aufbereitung von Zubehör.
Grundsätzlich würde ich hier auf die Angaben der Hersteller verweisen, die verpflichtet sind die gesetzlichen Vorgaben einzuhalten. Mikrobiologische Qualitätskriterien sind die Keimbelastung und der Endotoxingehalt.
Wasser für Injektionszwecke erfüllt den höchsten Qualitätsanspruch, ist steril und darf nach der europäischen Pharmakopoe nicht mehr als 0,25 I.U./ml Endotoxin enthalten (entscheidend ist auch das Volumen, das infundiert wird).
Wasser für die Inhalation muss nach der europäischen Norm nicht auf Endotoxine getestet werden, und falls mit Konservierungsmitteln versehen mikrobiologische Kriterien erfüllen, aber nicht zwingend steril sein (Angaben ohne Gewähr, wurden von mit recherchiert, das Originaldokument liegt mir nicht vor). Wasser für die Befeuchtung z.B. bei Sauerstofftherapie ist kommerziell verfügbar und m.E. erfüllt dieses die Kriterien für Wasser für Injektionszwecke.
Bestenfalls ist Wasser also steril und darf einen Grenzwert für Endotoxin nicht überschreiten. Bei Mukoviszidose ist primär auf Sterilität zu achten, da viele der CF-relevanten Keime typische Feuchtkeime darstellen.
Die sekundäre Endotoxin-Kontamination bei der Aufbereitung Zubehör (Inhaletten etc.) über Wasser halte ich nach wie vor für vernachlässigbar, angesichts oben genannter Angaben, der Existenz eines Lungenmikrobioms, der Tatsache, dass auch über die normale Atemluft (abhängig von Umweltfaktoren) Endotoxine inhaliert werden können. Für weitere Details zu den verschiedenen Wasseraufbereitungen können Sie sich sicher auch an einzelne Hersteller wenden.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Hogardt
08.05.2021
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt