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Corona Impfung Kinder

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir sind Eltern eines sechsjährigen Sohnes mit CF. Sollte die Impfung gegen das Corona Virus demnächst auch für Kinder unter 12 möglich sein, wie sollen wir uns entscheiden? Was spricht für, was gegen diese Impfung?
Herzlichen Dank für Ihre Antwort.
Antwort
Sehr geehrter Ratsuchender,
Vorerst kann ich Sie zur Impfung ihres Sohners sehr ermutigen. Belegen kann ich das mit wissenschaftlichen Erkenntnissen.
Auf der Jahrestagung (DMT 19.+20.11.2021) wurden diese wissenschaftlichen Erkenntnisse vorgetragen und eine entsprechende Impfempfehlung ausgesprochen.

Ganz allgemein gilt: Die Covid 19-Infektion und die möglichen Folgeerkrankungen wiegen viel schwerer als die möglichen Nebenwirkungen einer Covid 19-Impfung, die doch nicht entscheidend zum Tragen kommen.
Das wirksamste Mittel, um die Pandemie auszubremsen, ist die Impfung.
Wie hat sich die Pandemie in Deutschland ausgewirkt?
127 CF-Patienten mit Covid 19 -Infektion.
3 CF-Patienten sind gestorben an der Covid 19-Infektion.
3% wurden auf der Intensivstation behandelt.
Nach der 1. Welle: Inzidenz pro 1000 = 2,7 - CF-Patienten / 3,1 Allgemeinbevölkerung.
In Europa: 20 CF-Patienten verstarben; 286 hospitalisiert; 44 wurden auf Intensivstationen behandelt.
In der 4. Welle (jetzt) werden 55%, der unter 12 jährigen Kinder erkranken.
Risikifaktoren für eine Covid 19-Infektion sind Diabetes mellitus, eine verminderte Lungenfunktion und der Status nach Lungentransplantation.
Es besteht ein hohes Risiko bei CF für einen negativen Verlauf.
Die Infektionsrate ist bei CF allerdings geringer als in der allgemeinen Bevölkerung. Das hat etwas mit dem aktiven Immunsystem bei CF im Vergleich zu tun und mit den bereits gelebten Hygienmaßnahmen und der social distance. Der Infektionsverlauf ist bei CF nicht schlechter als in der Allgemeinbevölkerung.
Allgemein zeigte sich bei der Allgemeinbevölkerung unter den Älteren eine excellente Immunogenität, also deutlicher Impf-AK-Anstieg nach Booster-Impfung.
(PD Dr. Lutz Nährlich / PD Dr. Silke van Konigsbruggen)
Statements von Prof. Leif-Erik Sander:
* Geimpfte stecken sich seltener an (Infektion)
* Geimpfte stecken seltener andere an (Transmission)
* weitere Reduktion ist durch Tests möglich
* Geimpfte erkranken seltener an Covid 19 (symptomatische Infektion)
* Geimpfte erkranken deutlich seltener schwer an Covid 19 (schwere Infektion)

Staements von PD DR. Lutz Nährlich:
* Covid 19 bleibt weiterhin eine globale und dynamische Herausforderung
* ist bisher weniger häufig als befürchtet bei CF
* zeigt besseren Verlauf bei CF als befürchtet
* ist keine harmlose Erkrankung bei CF
* Covid 19 hat einen Einfluß auf die CF-Betreuung
* AHA-Regeln bestmöglich umsetzen!
* Bestmögliche CF-Therapie + - Betreuung anbieten
* Möglichkeiten der Impfungen ausschöpfen

Hier die aktuellen Informationen der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) vim 25.11.21:

"SARS-CoV-2-Impfung bei 5- bis 11-jährigen Kindern

Die Auslieferung des Impfstoffes in kindgerechter Dosis und geeigneter Konfektionierung in Europa wird ab dem 20.12.2021 erwartet. Wir begrüßen sehr, dass damit das Recht auf einen zugelassenen Impfstoff auch für diese Altersgruppe der Kinder umgesetzt werden kann.

Die primäre Krankheitslast dieser jungen Altersgruppe durch schwere Erkrankungen ist unverändert sehr gering. Die Übertragungsrate des Virus aus dieser Altersgruppe heraus ist geringer als bei Erwachsenen. Das gilt insbesondere für Kinder ohne Krankheitssymptome. Die Annahme, dass die Impfung bei jungen Kindern einen anhaltenden Einfluss auf die Übertragungsrate des Virus nehmen wird, ist unbestätigt. Insoweit ist die Nutzen-Risiko-Abwägung bei der Impfindikation bei jungen Kindern besonders sorgfältig zu überprüfen und nicht so offensichtlich wie bei der Impfung von Erwachsenen. Die Forderung nach Impfungen der jungen Kinder zur Verhinderung eines allgemeinen Lockdowns ist nicht verhältnismäßig. Der Eigennutz für das Kind muss im Vordergrund stehen.

Wir gehen davon aus, dass wie bei den 12- bis 17-Jährigen zunächst eine Indikationsempfehlung für junge Kinder mit chronischen Erkrankungen oder besonderen Risiken ausgesprochen wird und die Impfung nicht sofort allgemein empfohlen wird.

Dennoch: die Impfung aller Erwachsener ist der Weg aus der Pandemie - auch aus Sicht der Kinder und Jugendlichen.

Die STIKO ist das wissenschaftliche Gremium in Deutschland, das eine sorgfältige Prüfung der Argumente für oder gegen eine Impfung nicht nur aus Sicht der primären Krankheitslast versus möglicher Impfkomplikationen (z. B. Herzmuskelentzündung) vornimmt, sondern auch Gesichtspunkte der sozialen Teilhabe an unserer Gesellschaft berücksichtigt und ein hohes Vertrauen in der Bevölkerung genießt. Keinesfalls sollte politischer oder öffentlicher Druck auf die STIKO ausgeübt und dieses Vertrauen in Frage gestellt werden. Daten zur Impfung müssen generiert, dann gesichtet und mit großer Sorgfalt ausgewertet werden. Das braucht Zeit und diese Zeit sollte der STIKO gegeben werden."

Es spricht also nichts gegen eine zugelassene Impfung!
Auch wenn die CF-Patienten etwas besser mit der Covid 19- Infektionserkrankung zurecht kommen, bleibt ganz eindeutig eine Impfempfehlung für Ihren Sohn.
Wenn man weltweit die Daten der geimpften Kinder betrachtet, muß man keine Angst vor wesentlichen Impf-Nebenwirkungen haben. Der Benefit ist sicher viel höher und Sie tragen schließlich zur Bekämpfung der Pandemie bei. Die Übertragungsrate des Virus aus dieser Altersgruppe heraus muss dabei berücksichtigt werden.
Gerne werde ich weitere kritische Fragen von Ihnen beantworten!
Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-E. Heuer
26.11.2021
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer