Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Mukoviszidose mit 5T 12TG?

Frage
Hallo.
Ich habe 2 Pneumothorax und seit meiner Jugend auch einige Probleme mit der Verdauung. Ich kann kaum zunehmen und hatte schon seit meiner Kindheit ein Problem mit der Gewichtszunahme. Außerdem habe ich immer wieder Übelkeit, manchmal sogar Erbrechen.

Ich hatte einen einfachen Gentest für CFTR, der folgendes ergab.

nterpretation:
Der vorliegende Befund ist mit der klinischen Verdachtsdiaqnose auf die Erkrankung der Cystischen Fibrose nicht vereinbar.
Mit dem CFTR Kit sind die 50 häufigsten Mutationen (über 80% der Genveränderung) in der allgemeinen österreichischen Bevölkerung ausgeschlossen, je nach ethnischer Zugehörigkeit kann dieser Prozentsatz jedoch variieren.
Weiters wurden im Intron 8 ein 5T-Allel und 7T Allel nachgewiesen. Das 5T-Allel mit 12 TG Repeats kann laut CFTR2 Datenbank (www.cftr2.org) mit unterschiedlicher Penetranz krankheitsverursachend sein. Die Symptome bei Patienten mit dieser Variante sind variabel ausgeprägt und auf Grund dieser Variabilität sollten allein klinische Kriterien verwendet werden, um eine Einstufung als CF vorzunehmen.
Mittels DNA-Sequenzierung konnte bei Ihrem Patienten keine Mutation entdeckt werden.
Mit dieser Untersuchung sind die häufigsten Genveränderungen ausgeschlossen.

Sequenzveränderungen, werden in Anlehnung an die aktuellen ACMG Standards (Richards S. et al. , 2015) klassifiziert. Veränderungen, welche gegenwärtig als funktionelle oder krankheitsassoziierte Polymorphismen bzw. als „wahrscheinlich neutral" oder „neutral'' interpretiert werden, sind am Befund grundsätzlich nicht gelistet.

Auch mit der weiterführenden MLPA- Untersuchung konnte keine Veränderung nachgewiesen werden. Mit der Untersuchung über MLPA können Duplikationen und Deletionen einzelner Exons des CFTR-Gens nachgewiesen werden, wobei diese Mutationen mit einer Häufigkeit von weniger als 10% beschrieben sind.

Kann ich Mukoviszidose haben? Ich habe noch keinen Schweißtest durchgeführt?

Mit freundlichen Grüßen,
A. B.
Antwort
Liebe(r) A.B.,

die Antwort auf ihre Frage "Kann ich Mukoviszidose haben?" lautet seitens der Humangenetikers: "Ich kann keinen Grund dafür finden, also kann ich die Diagnose nicht stellen." Dies ist etwas anders ausgedrückt als der Satz "Der vorliegende Befund ist mit der klinischen Verdachtsdiaqnose auf die Erkrankung der Cystischen Fibrose nicht vereinbar." Aber: ein Ausschluss einer Mukoviszidose ist in Einzelfällen mithilfe einer CFTR-Genanalyse nicht möglich, auch wenn - wie in Ihrem Fall - die Suche nach Sequenzvariationen im CFTR-Gen sehr umfangreich und bestimmt auf dem Stand der Technik ist.

Mukoviszidose tritt auf, wenn *zwei* defekte Kopien des Mukoviszidosegens CFTR vererbt wurden, bei Ihnen hat man *eine* Veränderung des CFTR-Gens gefunden (5T12TG), deren Einordnung genetisch nicht zweifelsfrei möglich ist ("Das 5T-Allel mit 12 TG Repeats kann laut CFTR2 Datenbank (www.cftr2.org) mit unterschiedlicher Penetranz krankheitsverursachend sein."): es gibt Menschen, die 5T12TG tragen, die sind klinisch unauffällig. Es gibt Menschen, die 5T12TG tragen, die haben Mukoviszidose.

Eine zweite, bei Ihnen unentdeckte Variante? Es mag Varianten geben, die man klinisch nicht einordnen kann, weil sie zu selten sind ("Veränderungen [...] „wahrscheinlich neutral" oder „neutral'' interpretiert werden, sind am Befund grundsätzlich nicht gelistet."). Die CFTR-Variantendatenbank umfasst inzwischen mehr als 2000 Sequenzvariationen, von den meisten kann man nicht sagen, ob sie krankheitsverursachend sind oder neutral.

Daher bleibt Ihnen nur der CFTR-Funktionstest, wenn Sie nun eine Ausschlussdiagnose gestellt haben möchten: neben dem Schweisstest gibt es weitere Verfahren (ICM, nPD), mit denen man sicher feststellen kann, ob ihr Mukoviszidoseeiweiss CFTR funktioniert oder nicht. Auf diese Messungen spezialisierte Zentren sind hier zu finden:

https://www.muko.info/informieren/ueber-die-erkrankung/diagnostik/potentialdifferenzmessungen

Mit den besten Wünschen,
Frauke Stanke


11.02.2022
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Frauke Stanke