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Staphylococcus aureus

Frage
Liebes Expertenteam.
Bei uns wurdr der Staph. Aureus in kleinen Mengen im Rachenabstrich nachgewiesen, dieser wird aber nicht behandelt.

Wie ist das einzuschätzen? Ist dies auch bei nicht-CF normal bei Kinder? Was sind die Grenzwerte, ab wann wird dieser behandelt und was ist als 'wenig' zu verstehen?
Verschwindet dieser von selbst?

Gibt es Sachen die wir in Zukunft verbessern müssen um vorzubeugen?

Danke!
Antwort
Sehr geehrter Ratsuchender,
Ein Nachweis eines Staphylokokkus aureus im Trakt der oberen Atemwege ist nicht selten. Auch nicht bei gesunden Menschen.
Dieser Laborbefund wird bei Ihrem Kind nicht behandelt. Das deutet ja darauf hin, dass Ihr Kind sich ansonsten in guter Verfassung befindet.
Natürlich gibt es einge Gründe um den Staphylokokkus aureus zu behandeln:
* Klinische Symptome im oberen Atemtrakt: Husten z.B. und/oder Belastungsschwäche
* Meßbare Entzündungsmarker im Blut: CRP-, IgG-, Leukocytenerhöhung im Blutbild
* Radiologische Veränderungen in den Lungen: Röntgen-Thorax, ggfs. NMR der Lungen
* Quantitativ erheblich Ansammlungen von Krankheitserregern in den Abstrichen
* allgemeine klinische Symptome: Gewichtsentwicklung, Sauerstoffsättigung, körperliche Belastbarkeit, Lungenfunktion (FEV1 / VC / MEF25 / RV)
* Interesant wäre natürlich auch zu erfahren, inwieweit eine CFTR-Modulatoren-Behandlung schon in Erwägung gezogen werden konnte, also z.B. Kaftrio (Trikafta) etc.

Alle diese Fragen kann man - glaube ich - sehr gut mit der nächst gelegenen CF-Ambulanz abstimmen.

Auch bei gesunden Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen wird man immer wieder z. B. Staphylokokkus aureus (SA) finden ohne jegliche Krankheits-Symptome-
M.E. ist es bedeutend, ob ein geringer Nachweis dieser SA-Keime erfasst wurde oder ob eine massive Anzahl von Bakterien (SA, u.a. ) gefunden wurde.
Entscheidend für die Beurteilung ist das klinische Befinden.

Und... ganz wichtig: häufig verschwinden die an sich krankmachenden Keime auch von selbst, d.h. mit Hilfe der körpereigenen Abwehr.

Bekannt ist ja das Mikriobiom des Darmes, das man möglichst nicht mit Antibiotika stören soll.
Das Mikrobiom der Lungen ist auch mit großer Vorsicht zu betrachten. Behandeln, also Gabe von Antibiotika , sind nur notwendig wenn der Entzündungsprozess voran schreitet und Symptome (s.o.) verursacht.
In Ihrer Familie könnten Sie auf einige Dinge besonders achten: Allgemeine Hygiene - Mund-Nasenschutz, wo immer erforderlich. Sportliche Aktivitäten! Eine gute ausgewogene Ernährung.
Regelmäßige Physiotherapie und eine effektive Inhalationsbehandlung.

Ein Bakteriennachweis in den Abstrichen ist für den Arzt immer eine intellektuelle Herausforderung.

Gerne könnte ich weitere Fragen von Ihnen beantworten, vorerst ist aber ein Austausch mit Ihrer CF-Ambulanz erforderlich.
MfG Dr. H.-E. Heuer
04.03.2022
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer