Bitte beachten Sie: Manche Informationen sind nach einem Jahr noch aktuell, andere schon nach drei Monaten veraltet. Wenn Sie sich unsicher sind, können Sie gern nachfragen.

Warmwasser im Haushalt

Frage
Liebes Team

Danke bereits im voraus für die Fragenbeantwortung, Spitze, dass es diese Möglichkeit gibt.


Wir erneuern derzeit unser Heizungssystem und somit auch die warmwasseraufbereitung. Derzeit haben wir in unserem Einfamilienhaus einen ca 250 Liter Warmwasserspeicher, der über 65 Grad erhitzt wird.

Anscheinend so wurde uns versichert wird heutzutage das Wasser in Einfamilienhaus nicht mehr so stark erhitzt (aus Energiespargründen) z.b. mit Wärmepumpen. Meistens wird hier nur auf ca 45 Grad erhitzt. Der Installateur meinte es handelt sich hierbei ja nicht um stehendes Wasser da unten immer wieder Frischwasser nachkommt.

Da diese Temperatur für unser Heizungssystem entscheidend ist, Wärmepumpe ist nur bei Temperaturen bis 45 Grad sinnvoll, stellt sich uns die Frage, ob dies bei CF ausreichend ist. Unsere Tochter leidet an atypischen cf.

Wird ein Warmwasserspeicher überhaupt empfohlen? Wie hoch sollte diese erhitzt sein? Oder wird ein Durchlauferhitzer empfohlen, der ca 20l erwärmt und dann bei Bedarf nachliefert. Dieser ist natürlich noch weniger energieeffizient.

Danke!!
Antwort
Liebe(r) Fragesteller*in,
dies ist eine eher technisch-hygienische Frage (z.B. geeignet für einen Hygieneingenieur), die ich als medizinischer Mikrobiologe nur orientierend und hinsichtlich mikrobiologischer Aspekte beantworten kann.
§ die bei Mukoviszidose relevanten Keime sind typischerweise Feucht- bzw. Nasskeime (z. B. P. aeruginosa), sodass Wasserinstallationen, auch solche im häuslichen Umfeld, eine mögliche Infektionsquelle darstellen können
§ Trinkwasser (d.h. Wasser für den menschlichen Gebrauch) muss bestimmte Qualitäts-kriterien erfüllen, die in der sog. Trinkwasserverordnung (TrinkwV 2001) geregelt werden
§ die TrinkwV regelt u. a. Grenzwerte für mikrobiologische Parameter (z. B. Trinkwasser darf nicht mehr als 100 Koloniebildende Einheiten Legionellen pro 100 ml Wasser enthalten; in 100 ml Trinkwasser darf P. aeruginosa nicht nachweisbar sein), geeignete Untersuchungs-verfahren etc.
§ insgesamt sind Legionellen häufiger für Verkeimungen v.a. von Leitungssystemen (Biofilmbildung) verantwortich als P. aeruginosa, wie man an den Grenzwerten ableiten kann
§ mikrobiologisch gesehen kann man die Maßnahmen, die v. a. zum Schutz vor Legionellen gedacht sind auch auf P. aeruginosa anwenden (z. B. sind beide Erreger empfindlich gegenüber Erhitzung). P. aeruginosa kann bei 42°C noch wachsen, ab einer Temperatur von 55°C kommt es zu einer gewissen Abtötung. Legionellen können bis 55°C noch wachsen. Um eine ausreichende Abtötung beider Erreger in Trinkwasseranlagen zu erreichen werden i.d.R. 70°C empfohlen.
§ technische Vorraussetzungen für Wasserinstallationen sind durch die Arbeitsblätter der DVGW (Deutscher Verein des Gas und Wasserfachs) gegeben. Auf den Internetseiten des DVGW (https://www.dvgw.de) sind vielfältige Informationen zur Thematik verfügbar
§ laut den Vorgaben des DVGW sollten m.E. bei einer Warmwasser-Installation am Austritt des Trinkwassererwärmers 60°C erreicht werden und mindestens 55°C im Zirkulationssystem. Ausgenommen sind wohl sog. zentrale Trinwwassererwärmer mit einem hohen Wasseraustausch (z.B. 1-2 Familienhäuser). Hier ist laut DVGW eine Austrittstemperatur von mindestens 50°C zulässig.
§ sinnvoll scheint es - zur Vorbeugung - Warmwasserspeicher regelmäßig für kurze Zeit auf 70°C zu Erhitzen (sog. Legionellenschaltung).
§ werden die mikrobiologischen Grenzwerte nachweislich nicht eingehalten, kann zur Einhaltung der TrinkwV eine thermische Desinfektion (siehe DVGW Arbeitsblatt W551) notwendig sein, d.h an jeder Entnahmestelle ist bei geöffnetem Auslass mindestens 70°C zu erreichen. Dies sollte m.E. jedoch nur durch Fachpersonal erfolgen. Extreme Vorsicht ist geboten, dass es nicht zu Verbrühungen an den Entnahmestellen kommt.

Zusammenfassend sind 45°C energetisch m.E. aber nicht aus Trinkwasser-hygienischer Sicht sinnvoll. Wenngleich auch bei den genannten Wärmepumpen-Systemen natürlich nicht ungebingt eine Verkeimung resultieren muss und die allermeisten Menschen wahrscheinlich auch nicht gefährdet wären. Konkrete mikrobiologische Daten über den Keimstatus dieser Systeme bei Betrieb im häuslichen Bereich sind mir nicht bekannt, sodass das Risiko letztlich schwer einzuschätzen ist. Beim Betrieb von Krankenhäusern mit gefährdeten Personen wären solche Systeme nicht geeignet. Zusätzliche Maßnahmen, wie regelmäßiges Spülen der „Entnahmestellen“, der regelmäßigen Wartung / Entkalkung von Perlatoren, Duschköpfen, bzw. die Verwendung von Siebstrahl – der Lamellenperlatoren (zur Vorbeugung einer Verkalkung und Biofilmbildung) bleiben darüber hinaus sinnvoll. Denkbar aber kostenintensiv, ist die Vorschaltung eines Boilersystems. Ich hoffe die Ausführungen sind hilfreich.

Mit freundlichen Grüßen
Michael Hogardt
24.03.2022
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt