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Luft-Wasser-Wärmepumpe mit kontrollierter Be- und Entlüftungsanlage

Frage
Hallo zusammen,

ich (31, CF) befinde mich in der Anfangsphase des Hausbaus, die Verträge sind unterzeichnet. Aktuell stellt sich mir insbesondere folgende Frage bezüglich der Heizungsanlage:

Zur Auswahl steht eine Luft-Luft Wärmepumpe (LLWP) mit Frischlufttechnik und kontrollierter Be- und Entlüftung, oder eine Luft-Wasser Wärmepumpe (LWWP) mit Frischlufttechnik und kontrollierter Be- und Entlüftung.

Bei der LLWP trocknet das Haus schnell aus, da die steile Erwärmung der Zugangsluft für die Innenräume dazu führt, dass die Luft trockener wird. Diese müsste dann befeuchtet werden – wie genau, will der Hersteller / Vertrieb mir nicht sagen. Ich würde vermuten, dass Wasser in den Luftstrom versprüht wird, welche dann eingeatmet werden würde – und die Gefahr von Verkeimung / Schimmel / Pilze besteht.

Bei der LWWP wird die Luft bedingt durch die Lüftungsanlage wohl auch etwas trockener – aber nicht ganz so stark. Hier wurde mir ein spezieller Luftwäscher von Venta empfohlen – bedingt durch UVC und eine spezielle, patentierte Hygienedisk würde hier der Verkeimung / Entstehung von Schimmelsporen vorgebeugt werden.

Ich habe zwar bereits ein paar Antworten zu ähnlichen Anfragen gelesen, allerdings sind diese mindestens 10 Jahre alt, daher wollte ich die Frage nochmal aufkommen lassen.

Eine Rückmeldung bis Montag, 07.03.2022 wäre super, dar zeitnah eine Entscheidung getroffen werden muss, da ich ggf. Mehrkosten für Kostenpflichtige Änderungsplanungen gerne vermeiden möchte.
Antwort
Lieber Ratsuchender,
dies ist ein Expertengremium von Ärzten, die sich besonders gut mit Mukoviszidose auskennen. Die sehr technischen Frage oder auch Fragen, die immer mal wieder gestellt werden, lassen sich ohne die technischen Kenntnisse über die jeweiligen Anlage einfach nicht adäquat beantworten.
Es stellt sich immer die Frage, wie Luftwäscher oder andere Befeuchtungsanlagen ausgestattet sind mit Filtern, was sie genau filtern (Pilze, Bakterien etc); spielt Keimabtötung durch Erhitzung und Keimfreimachung des Wassers, welches die Befeuchter speist eine Rolle? Wasser, welches durch das Klärwerk ins Haus kommt, sollte Pseudomonas frei sein, die Kontamination mit dem Keim erfolgt eben in Situationen stehendes Wassers (im Siphon oder vielleicht eben in einem Luftwäscher mit Wassertank), dann bilden sich auch Biofilme, in denen der Keim überlebt, auch wenn das Wasser im Tank häufig ausgetauscht wird. Der Tank muss dann eben oft und gründlich gereinigt werden. Erhitzung von Wasser auf 93°C für 1 Minute oder 75°C für 10 Minuten führt zur Abtötung von Pseudomonas.
Unser mikrobiologischer Experte Dr. Hogardt schreibt in einer alten Antwort: "oft liegen keine Daten zum bakteriellen Infektionsrisiko solcher Anlagen vor. Hier sind zum einen technische Details bedeutsam, die Ihnen möglicherweise die Installationsfirma bzw. der Hersteller zur Verfügung stellen kann. Entscheidend ist sicher die Frage, ob und in welchem Ausmaß sich Feuchtigkeit in der Anlage sammelt und ob diese zirkuliert. Falls ja, bedeutet dies jedoch nicht notwendigerweise, dass sich daraus ein Gesundheitsrisiko für CF-Patienten z. B. durch eine Verunreinigung mit Pseudomonas aeruginosa ableiten lässt. Möglichweise gibt es zur prinzipiellen Einschätzung dieser Frage Daten hinsichtlich einer möglichen Verunreinigung mit Legionellen. Dies sind Feuchtkeime, die ähnlich wie Pseudomonas übertragen werden und auch bei sonst gesunden Personen Erkrankungen hervorrufen können. Seitens des Herstellers und/oder Gesetzgebers sind im Zweifel hierzu eher Daten, Prüfvorgaben bzw. Sicherheitshinweise verfügbar. Legionellen wären ein guter Marker für das Verunreinigungsrisiko mit P. aeruginosa. Bei der weiteren Prüfung sollte auch berücksichtigt werden, ob die Anlage mit Partikelfiltern (z.B. auch wegen einer Schimmelpilzbelastung) ausgestattet ist, ggf. Bakterienfilter denkbar sind und wie insgesamt Wartung und Reinigung zu handhaben sind."
Leider hat sich da in neuer Zeit eher noch mehr Unsicherheit eingeschlichen, da immer mehr neue Anlagen verfügbar sind, für die es diesbezüglich weniger Daten gibt und die wir als Ärzte leider nicht beurteilen können.
Daher sollte man sich mit gesundem Menschenverstand und Kenntnis der Gefahrenquellen für eine Möglichkeit entscheiden, das Risiko kann leider niemand quantifizieren.
Beste Grüße
D. d'Alquen
06.03.2022
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Daniela d'Alquen