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Vibrationen, Pustespiele, Pep

Frage
In einer Patientengruppe kam gestern aus dem Raum München die These auf, dass Vibrieren, Pep, Pustespiele nach neuen Untersucheungen den feinen Lungenkanälen schaden würde. Es gäbe eine neue Untersucheung der TU München, die Klinik in Schwabing wurde erwähnt. Was ist da dran, wo kann ich ich diese Studie einsehen und lesen. Ich bin Physiotherapeutin und die Mutter meiner kleinen Patientin ist sehr verunsichert, ihrem Kind zu schaden.
Antwort
Sehr geehrte Kollegin,
vielen Dank für Ihre Frage, die für mich insofern Fragen aufwirft, als dass Vibrationen für mich manuelle Vibrationen sind, bei denen mit einem sanften Druck der Thorax komprimiert wird und im Ausatemstrom Schwingungen erzeugt werden. Dieses ist für mich atemmechanisch etwas völlig anderes als ein PEP, zu dem ja auch Pustespiele gehören, bei denen gegen eine Stenose geatmet wird und der intrabronchiale Druck erhöht wird. Für mich daher kaum vorstellbar, dass beides die gleichen schädlichen Effekte auf die „feinen Lungenkanäle“ haben soll. Im Gegenteil: die kollaterale Belüftung der Lunge wird durch ein PEP verbessert.
Leider kann ich die von Ihnen erwähnte Untersuchung der TU München nicht finden und würde sie, wenn, auch gerne einordnen in eine Vielzahl bereits existierender Studien, zum Teil Metaanalysen, über Wirksamkeit und Unschädlichkeit des PEP.
So findet sich in der jüngsten Metaanalyse (PubMed, 2022: Effectiveness of positive expiratory pressure on patients over 16 years of age with cystic fibrosis: systematic review and meta-analysis), die vier Datenbanken auswertet, die Aussage, das PEP sei eine sichere Technik.
Ebenso berichtet eine Metaanalyse von Maggie McIlwaine, international hochanerkannte Physiotherapeutin („Positive expiratory pressure physiotherapy for airway clearance in people with cystic fibrosis“, 2019) von keinen Nebenwirkungen und einer guten Wirksamkeit.
International geht man nach Datenlage im Augenblick davon aus, dass alle Techniken und Hilfsmittel ihren Platz in der klinischen Behandlung haben. Für das Pep- System scheint es eine hohe Evidenz zu geben, dass pulmonale Infekte verglichen mit HFCWO (= oszillierender Weste) reduziert sind.
Individualisierte, alters- und befundangepasste Therapie, die auch die Vorlieben der Patienten miteinbezieht, so wie wir es in Deutschland über das Referententeam des AK Physiotherapie des Mukoviszidose e.V. seit Jahren schulen, sind im Augenblick State of the art.
Insofern würde ich kurz zusammenfassen: eine Studie macht noch keinen Sommer und ich würde weiterhin mit Patient*innen „peppen“, Pustespiele durchführen und bei Kindern, die zu klein für aktive Techniken sind, auch weiterhin vibrieren.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen weiterhelfen und es glingt Ihnen, der verunsicherten Mutter wieder Sicherheit zu geben.
Viele Grüße, B.Dittmar, Physiotherapeutin
03.06.2022
Die Antwort wurde erstellt von: Birgit Dittmar