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Nasenspülung bei Säuglingen

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam!

Ich bin Physiotherapeutin in einer Atemtherapiepraxis. Dort behandle ich vorwiegend Kinder mit Mukoviszidose.

Seit einigen Wochen betreue ich einen 4 Monate alten Säugling, der durch das Neugeborenenscreening erfasst wurde.

Ich habe der Mutter selbstverständlich auch die Nasenspülung ans Herz gelegt. Zunächst versuchten wir es, wie in der S3-Leitlinie für Kinder mit Mukoviszidose empfohlen, indem wir 0,9%iges Kochsalz mit einer Kanüle in eine 1-ml-Spritze aufzogen, um dieses dann dem Baby in das Nasenloch zu träufeln. Das Handling erwies sich aber als etwas schwierig, da die Spritze ja eher lang ist und der Kleine schon recht agil. Viel leichter wäre die Gabe direkt aus der Ampulle der Kochsalzlösung. Die Öffnung der Ampulle ist sogar ein kleines bisschen kleiner als die der Spritze.

Meine Frage ist nun: Ist das prinzipiell möglich? Die Ampulle ist ja trocken (Pseudomonaden!) und frisch aus der Verpackung. Selbstverständlich ist sie nicht steril. Aber das ist ja ein Taschentuch im Prinzip auch nicht.

Abgesehen vom umständlichen Handling wäre es für die Mutter ein großer Mehraufwand, Spritzen zu besorgen und diese 2 mal täglich aufzuziehen, um sie dann nach einmaliger Anwendung zu entsorgen.


Mit Dank und Gruß

Karin Amann
Antwort
Sehr geehrte Fragestellerin,

Jean Chevallier hat die Einbringung von isotoner Kochsalzlösung auch in Filmen schön gezeigt: das auf der Seite mit dem Gesicht leicht nach unten gewendet auf einer saugfähigen Unterlage liegende Kind (z.B. Molton, Stoffwindel, …) bekommt in einer sehr entspannten Umgebung die NaCl Lösung so in die Nasengänge, dass sie aus der anderen oder gleichen Nasenseite nach unten wieder herausläuft, ohne dass das Kind sich verschlucken muss. Das ist sicher eine Übungsfrage mit dem Kind und den Eltern.
Alternativ zur 1-5 ml Spritze, deren Länge aber kein Problem ist (weil ja keine Kanüle gebraucht wird), weil ja nur der Ansatz in den vorderen Naseneingang gehalten wird, kann man auch die Plastik NaCl 0,9% Ampulle nehmen, in jeder Altersklasse. Nur bildet sich beim Abdrehen der Plastikkanüle bei vielen Ampullensorten scharfe Kanten, mit denen man die Nasenschleimhaut verletzten kann. Das muss beachtet werden.
In jeder Altersklasse bietet so die Nutzung von 5-10 ml NaCl 0,9% Ampullen die schnellste Möglichkeit einer kleinen Nasendusche über dem Waschbecken. Dabei ist das Einsparen von Zeit und Aufwand ein sehr positiver Effekt, mit dem man Nasenspülungen so näher und in den Alltag bringen kann, im Gegensatz zum Aufwand einer Bereitung, Nutzung und Reinigung einer 250 ml Nasenkanne. Das bleibt jedoch der Goldstandard; besser aber, eine schnelle alltagstaugliche Methode wird öfter in den Alltag integriert. Auch NaCl / Meerwasser Nasensprays sind da nutzbar. Bei CF würde ich einen Applikator aber nicht länger als 1-2 Wochen nutzen, aus Sorgen vor einer PSA… Akquisition, wie angesprochen.

Alles Gute,
Prof. Dr. J. Mainz
03.06.2022
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz