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Welche Mutationen verursachen welche Symptome

Frage
Sehr geehrtes Expertenteam,
ich, w. , wurde vor einem halben Jahr mit 72 Jahren durch einen Gentest CF und PCD spätdiagnostiziert- obwohl ich von Kindheit an und verstärkt ab dem 40. Lebensjahr mit einigen Pneumonien, Brochitidien , Asthma, Hyperreagibles Bronchialsystem ,Hämoptysen etc.zu tun hatte- und seitdem in pneumologischer Behandlung bin. Vor12 Jahren wurden in der CT Bronchiektasen festgestellt und ein Jahr später Pseudomoas aerigunosa. Seitem immer AB oral , inhalativ oder i.V. Mein mehrfach geäußerter Verdacht auf CF wurde abgetan -ich informiere mich zu viel!! Seit 2015 Wechsel zu einem anderen Pneumologen.
Seit 2017 kamen Darmprobleme hinzu- Aussage des Hausarztes- Reizdarm.
Die abdominalen Beschwerden nahmen ab Jan. 2020 rasant zu und ich habe eine Odysse an Untersuchungen über mich ergehen lassen müssen . Stuhlelastase kleiner als 50, CA19-9 Marker 136, lipotrophes Pankreas mit Zysten ,aufgetriebene Darmschlingen,Koliken ,Durchfälle Gewichtsabnahme etc. Diagnose PI. Eine große Haemoptoe im Mai 2021, 3 Embolisationen 3.22
Durch meine Internetrechere war ich soweit, dass ich meinen Pneumologen für eine Überweisung zum Schweißtest überzeugen konnte - der negativ ausfiel. Der Arzt aus dem Muko-Zentrum- Frankfurt ermutigte mich aber zu dem Gentest, das Ergebnis kam Ende Dez.2021
Meine CF-Mutationen sind jeweils heterozygot - Gly576 Ala, Arg668Cys , 5T-12TG/7T-10TG
NGS -Multigenpanelanalyse für PCD heterozygot- pathogene Variante c.649C (Gln217) im DNAAF1 Gen, sowie Variante c.9898-18G-A im DNAH5 Gen und Variante c.1222A-G p.( Arg4058Gly im ODAD2-Gen.
An meine Tochter habe ich die CF Mutationen Gly 576 Ala und Arg668 Cys weitergegeben,
an einen Sohn die CF Mutation 5T -12TG und die PCD Mutationen.
Ich bin in einem Muko-Erwachsenen Zentrum im Rheinland angebunden und fühle mich gut betreut,
Meine Frage ist: welche Mutationen verursachen welche Symptome ? Ist es sinnvoll weitere spezielle Untersuchungen anzugehen, auch im Hinblick auf meine Nachkommen. Die PCD Analyse ist nur zur Information.
Sorry, es sind viele Informationen, aber ich erhoffe mir eine weiterführende Antwort.
Meinen herzlichem Dank im Voraus.
Antwort
Liebe Fragende,

besten Dank für die ausführliche Fallbeschreibung - ich wurde vermuten, dass die Kollegen vom Mukoviszidosezentrum in Frankfurt vielleicht Interesse daran haben, das akademisch etwas aufzubereiten, damit andere Patienten mit atypischer Mukoviszidose / CFTR-related disease vielleicht durch die behandelnden Ärzte etwas zielgenauer eingeordnet werden können.

Zu Ihrer Frage "welche Mutationen verursachen welche Symptome" kann ich leider keine zufriedenstellende Antwort geben:
R668C (Arg668Cys) ist nach heutigem Kenntnisstand keine mukoviszidoseauslösende Mutation.
G576A (Gly576Ala) ist nach heutigem Kenntnisstand keine mukoviszidoseauslösende Mutation.
Das bedeutet: es gibt genug Patienten, die diese Varianten tragen, und die keine Mukoviszidose haben, so dass man hier ableiten kann: diese Genvarianten machen nicht krank.

Anders 5T-TG12: diese CFTR-Variante hat variable klinische Konsequenzen: manche, die diese Variante tragen, haben Mukoviszidose. Manche, die diese Variante tragen, sind gesund. Manche, die diese Variante tragen, haben Symptome aus dem Erkrankungsbild Mukoviszidose, eine CFTR-related disease oder eine atypische Mukoviszidose.

Damit ist unter den CFTR-Varianten eine übriggeblieben, die man mit Teilen der Symptomatik in Verbindung bringen kann, die Sie beschreiben. Aber: in der Zusammenstellung "genetische Prädisposition zu PCD" und "CFTR-Varianten mit variabler klinischer Konsequenz" ist eine genaue Zuordnung "Gen-> Symptom" nicht sicher möglich. Es bleibt nur: Sie haben keine typische Mukoviszidose, und ich denke, dass Sie das bereits wissen. Ich denke auch nicht, dass Sie weitere Untersuchungen anstreben sollten - wichtiger wäre vielleicht eine klinische Fallbeschreibung durch ihre behandelnden Ärzte, um Fachkollegen auf die Konstellation aufmerksam zu machen.

Beste Grüße,
Frauke Stanke
01.07.2022
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Frauke Stanke