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Rückbildung der Resistenzentwicklung des Staphylococcus aureus

Frage
Sehr geehrter Dr. Heuer,

In einem anderen Beitrag von Ihnen schrieben Sie, dass man die Hoffnung auf "die Rückbildung der Resistenzentwicklung des Staphylococcus aureus" nicht außer Acht lassen solle, da sich dies in der Praxis immer wieder gezeigt hätte. Können Sie dazu mehr erklären?
Es gibt mir ein wenig Hoffnung. Vor zwei Jahren wurde ein MRSA festgestellt. Aufgrund von Neurodermitis wurde von einer Sanierung abgeraten. Seitdem begleiten mich die Sorgen um den Keim tagtäglich.

Vielen Dank schon einmal im Voraus.
Antwort
Sehr geehrter Ratsuchender,

zunächst findet sich folgende Literatur:

Arzneimitteltherapie 2003;21:263-70.
Wie Studien der Paul-Ehrlich-Gesellschaft (PEG) zum Resistenzverhalten zeigen, sind auch in Deutschland MRSA-Stämme seit wenigstens 1976 (1 % der S.-aureus-Isolate) bekannt. Dieser Anteil blieb bis zum Beginn der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts mit geringen Schwankungen konstant, stieg dann jedoch von 2,8 % in 1990 auf 12,9 % in 1995 an, um 1998 auf 15,2 % zu klettern. Neueste Daten aus dem GENARS-Projekt der PEG zeigen in einer recht kleinen Stichprobe jedoch überraschenderweise eine Abnahme auf 9,2 % im Jahre 2002. Tatsächlich können die PEG-Daten nur Mittelwerte abbilden, die unter dem Licht der zu einem bestimmten Krankenhaus zuzuordnenden Daten kritisch beurteilt werden müssen. So schwankt nach eigenen Daten (unpubliziert) der Anteil von MRSA in einzelnen Krankenhäusern für das Jahr 2002 zwischen 0 und 25 %. Ein seltenes Ereignis stellt der MRSA-Nachweis beispielsweise bei einem Haus der Grund- und Regelversorgung dar, während bei einem Krankenhaus mit hohem geriatrischem Anteil der Prozentsatz auf 25 ansteigt. Auch nach eigenen epidemiologischen Daten nimmt die Häufigkeit des MRSA-Nachweises mit dem Alter zu und ist bei Männern über 70 Jahre am höchsten.

Methoden zur Dekolonisierung
Häufig bestehen die Maßnahmen einer Dekolonisierung darin, über fünf Tage hinweg nasal Mupirocin-Salbe zu applizieren, die Patienten desinfizierend einschließlich der Haare täglich zu waschen sowie täglich die Bettwäsche zu wechseln. Allerdings ist die Effektivität der nasalen Mupirocin-Applikation recht unbefriedigend und veränderte beispielsweise nicht die Prävalenz von MRSA-Infektionen in einer gastroenterologischen Einheit [9]. Mit der Kombination aus nasaler Mupirocin-Applikation und täglicher Ganzkörperwaschung mit Octenidin über fünf Tage war dagegen eine Elimination bei 75 % der Patienten möglich [30].
Eine erfolgreiche Dekolonisierung von MRSA-besiedelten Patienten durch die orale Gabe von 4 x 500 mg/Tag Vancomycin senkt das individuelle Risiko, eine MRSA-Infektion zu entwickeln um etwa 2/3 [29] und trägt neben entsprechenden Hygienemaßnahmen dazu bei, eine Weiterverbreitung zu minimieren, über 5 Tage:
2 x 20 mg Mupirocin-Salbe intranasal
4 x 500 mg/Tag Vancomycin oral
Tägliches desinfizierendes Bad
Täglicher Wäschewechsel
Mit meinen betroffenen MRSA-CF-PatientInnen bin ich derart verfahren, im Wesentlichen erfolgreich.Tatsächlich haben eine Reihe dieser PatientInnen ihre MRSA-Aktivitäten verloren.
Dasselbe galt für eine Reihe von PSA-CF-PatientInnen.
Eine wissenschaftliche Datenerhebung habe ich nicht vorgenommen. Es sind Erfahrungswerte.


Die Methoden zur Dekolonisierung sind sicher wirkungsvoll.
Sollte ich zeitnah von Frau Prof. Barabara Kahl aus der Universität Münster, Mikrobiologie, aktuelle Daten zur Methicillin-Resistenzentwicklung erhalten, was mir versprochen wurde, werde ich mich sofort melden.
Aufgrund der neuen Modulatoren-Therpie bei CF wird der Einsatz der Antibiotka sicher weniger. Das wird auch zu einer veränderten Resistenzentwicklung in der CF-Mikrobiologie führen.
Meine guten Erfahrungen bei der mikrobiologischen Resistenzentwicklung sind M.E. unbestritten.
Mit freundlichen Grüßen,
H.-E. Heuer
02.09.2022
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Hans-Eberhard Heuer