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Atypische CF

Frage
Bei unser mittlerweile sieben Jahre alten Tochter wurde vor vier Jahren eine atypische CF diagnostiziert. Nachdem unsere Tochter im Säuglings- und Kleinkindalter viele obstruktive Bronchitiden und zwei Lungenentzündungen (eine davon wurde stationär behandelt) durchmachte, wurde ein Schweißtest durchgeführt, der ganz leicht im Graubereich lag. Ein weiterer Schweißtest lag ganz knapp unter der Grenze zum Graubereich. Da unsere Tochter unter weichem (auffälligem) Stuhlgang litt, wurde die Elastase im Stuhl untersucht. Dieser Test wurde mindestens sechsmal wiederholt, die Werte lagen immer weit unter 200; meistens im Bereich um 60-90. Daraufhin wurde ein Gentest (Vollsequenzierung) durchgeführt, der eine Mutation nachweisen konnte, die mit einer pankreasinsuffizienten CF assoziiert ist. Eine weitere Mutation wurde nicht gefunden. Unsere Tochter wurde dann mit Kreon eingestellt. Nun wird sie einmal im Jahr in einer CF Ambulanz umfangreich untersucht. Ein MRT der Lunge ergab nur eine leichte Vernarbung; die Ultraschalluntersuchungen der Bauchspeicheldrüse sind unauffällig. Die Lungenfunktionstests sind wohl ok, wenn auch nicht ganz zufriedenstellend (Werte habe ich nicht). Inhalieren tut sie aktuell nicht (die Inhalation mit Flutide konnten wir vor zwei Jahren einstellen), außer Kreon nimmt sie nichts. Die letzte schwere obstruktive Bronchitis hatte sie vor drei Jahren.

Meine Frage(n): Wir wissen eigentlich nicht, ob sie irgendeine Form von CF hat oder nicht. Sollte man hier weiter forschen? Wenn ja, was würden Sie uns raten zu tun? Würde das Behandlungskonzept anders sein, wenn dadurch eine CF sicher festgestellt werden würde? Sollten wir noch in eine andere Richtung denken? Sollte man eine weitere Genuntersuchung bzgl. der Pankreasinsuffizienz vornehmen?


Antwort
Lieber Ratsuchende/r,
Ihre Tochter hat einmal einen Schweißtestwert im Graubereich und einmal im Normalbereich, knapp unter der Grenze zum Graubereich gehabt. Weiterhin hat sie eine Pankreasinsuffizienz, die genetische Untersuchung mit Vollsequenzierung ergab nur eine Mutation, die, wenn es eine zweite Mutation gäbe, zu einer Pankreasinsuffizienz führen würde. Damit ist die Lage tatsächlich nicht eindeutig.
Ein denkbares Szenario wäre, sie hätte auf dem zweiten Genort, an dem bislang nichts gefunden wurde (und Vollsequenzierung ist ja die aussagekräftigste Untersuchung), eine bislang unbekannte Mutation, die zu einer Pankreasinsuffizienten CF führen würde; dann würde man deutlichere Lungensymptome annehmen, aber es gibt auch immer mal wieder "mildere" Lungenverläufe. Leider hat der Schweißtest auch nicht weitergeholfen. Die Frage, ob sie CF hat oder nicht, wäre wichtig, dann wenn sie es hätte, würde man auf jeden Fall eine inhalative Dauertherapie starten, um die Lunge auf die Dauer zu schützen.
Zunächst mal wäre es wichtig, dass Sie in einem für CF zertifizierten Zentrum vorstellig waren oder es noch werden, die den Schweißtest mittels Pilocarpin-Ionotophorese bestimmen, und sich mit der Erkrankung gut auskennen. Wenn das bereits der Fall war, würde ich dazu raten, in einem speziellen Zentrum (u.a. Heidelberg und Hamburg) weitere Tests zu machen; dort kann man die Leitfähigkeit des bei CF beteiligten Chloridkanals untersuchen lassen und sehen, ob die Funktionseinschränkung einer CF entspricht (falls ja sollte unbedingt die volle CF Therapie begonnen werden) oder eben nicht, falls der Kanal in der Untersuchung normal funktioniert (Nasenpotential-Differenz-Messung).
Sollte sich hier zeigen, dass es eher keine CF ist, ist natürlich die Frage, woher die Pankreas-Insuffizienz kommt. Ich gehe davon aus, dass die Elastase korrekt untersucht wurde (Stuhl nicht älter als 24 Stunden, gekühlt aufbewahrt bis zur Untersuchung, keine langen Transportwege in ein auswärtiges Labor). Die Ursache einer Pankreas-Insuffizienz zu finden, wenn keine CF vorliegt, fällt dann eher in das Gebiet der Gastroenterologen und da gibt es natürlich auch genetische Untersuchungen, die man dann vornehmen kann und auf ganz andere Gene als bei der CF abzielen.
Zusammenfassend wäre die Frage, die derzeit tatsächlich noch nicht eindeutig geklärt werden kann, ob eine CF vorliegt oder nicht, wichtig für das weitere Vorgehen, daher empfehle ich die o.g. Untersuchung. Die Behandlung einer CF würde auf jeden Fall eine tägliche Inhalation mit Schleimlösern bedeuten, Suche nach pathogenen Keimen in den Atemwegen und antibiotische Therapie dieser, sowie Physio- und Atemtherapie. Kreon bekommt sie ja bereits;
Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben,
MfG
Daniela d'Alquen
02.12.2022