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CF mit beg. Leberzirrhose

Frage
Hallo,
wir überlegen derzeit, unserem Sohn (19, CF) Medikinet zu geben, um die Symptome seiner ausgeprägten ADHS abzumildern. Wir hatten vor ein paar Jahren schon mal einen Versuch gestartet. Da die Leberwerte dann aber schlechter wurden (Transaminasen), wurde das Mittel wieder abgesetzt, da die Vermutung nahe lag, dass es am Medikinet lag. Laut einer Ärztin, mit der wir derzeit wegen seiner ADHS in Verbindung stehen, würde dieses Medikamet (Medikinet Adult 20) aber nicht über die Leber verstoffwechselt. Haben Sie dazu evtl. Erfahrungswerte? Welches Medikament käme außerdem evtl. in Frage?
Antwort
Sehr geehrter Ratsuchender,
Der Wirkstoff von Medikinet(R), Methylphenidat wird seit vielen Jahren zur Behandlung der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) eingesetzt. Aus diesem Grund sind die Erfahrungen mit dieser Substanz sehr umfangreich. Es ist richtig, Methylphenidat wird nicht durch die typischen Leberenzyme verstoffwechselt. Trotzdem finden sich in der Literatur einige Fallberichte zu Leberschädigungen bis hin zur Notwendigkeit einer Transplantation dieses Organs. Leider lässt sich aus keinem dieser Fallberichte ein direkter Zusammenhang zur Einnahme dieses Medikaments herstellen. Insofern scheint das Auftreten solcher unerwünschter Wirkungen von verschiedenen Faktoren wie Art der Anwendung und Vorschädigung der Leber abzuhängen. Wenn der erste Therapieversuch mit Medikinet bereits einige Jahre zurückliegt und sich die psychische Symptomatik des jungen Manns nicht verbessert hat, ist es durchaus vertretbar, diese Arzneimittel noch einmal einzusetzen. Alternativ steht noch ein anderes Amphetamin Derivat zur Behandlung des ADHS zur Verfügung. Wenngleich kein eindeutiger Vorteil hinsichtlich der Wirkstärke gezeigt worden ist, kann ggf. auf Lisdexamfetamin (Elvanse(R)) ausgewichen werden. Für dieses Präparat liegen nach meinem Kenntnisstand noch keine entsprechenden Berichte zu Leberwertveränderungen vor. Dennoch sollte in beiden Fällen - also Medikinet oder Elvanse - eine engmaschige Laborwertkontrolle erfolgen.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. M. Hug
23.01.2023
Die Antwort wurde erstellt von: Prof. Dr. Martin J Hug