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F508del und G551d

Frage
Hallo! Bei unserer Tochter (3 Monate) wurde nach Auffälligkeit beim Neugeborenenscreening mittels Schweißtest die Diagnose Mucoviszidose bestätigt. Die Genuntersuchung zeigt, dass die Mutationen F508del und G551d vorliegen. Mir ist klar, dass dies "klassische" Formen sind und keinen milden Verlauf versprechen. Gibt es trotzdem eine vage Prognose bzw. zukunftweisende Richtung, die man anhand dieser Kombination vermuten könnte? Des Weiteren besteht bei ihr seit Geburt eine Pankreassuffizienz, was ja auch wiederum ungewöhnlich ist bei diesen Mutationen. Könnte dies so bleiben oder liegt der Verdacht nahe, dass sich eine Insuffizienz in Zukunft noch etablieren könnte? Uns wurde vorgeschlagen mit vier Monaten die Therapie mit Kalydeco zu beginnen. Macht das Sinn auch wenn bisher keinerlei Auffälligkeiten vorliegen? Könnte dies auch bedeuten, dass sie mit dem Medikament nicht mehr so anfällig für Keime aller Art sein würde und hätte eine frühe Medikation evtl. auch positive Auswirkungen auf die Lebenserwartung? Danke und liebe Grüße
Antwort
Sehr geehrter Ratsuchender,
beide Mutationen gehören tatsächlich zu den Mutationen, die eine "klassische Form" der Mukoviszidose bedingen. Leider - oder zum Glück- lässt sich damit nicht vorhersagen, wie schwer der Verlauf beim einzelnen Patienten tatsächlich ist, wir sehen viele Patienten, die exakt die gleichen Mutationen tragen, mit den unterschiedlichsten Verläufen, von einer Lungenfunktion um 100% im Alter von 18 Jahren bis zu einer Lungenfunktion von 20-30% in dem Alter. Das ist noch nicht vollständig verstanden, wie es zu solchen Unterschieden, bei gleicher Therapietreue, kommen kann, es spielen wohl noch epigenetische Faktoren eine Rolle, die wir noch nicht vollständig kennen. Heute sind schwere Verläufe eine Seltenheit, wenn man die Modulatoren (Kalydeco, Kaftrio, etc.) einsetzten kann.
Bei der Kombination Ihrer Tochter würde man tatsächlich eine Pankreasinsuffizienz erwarten, es kann aber durchaus sein, dass sich diese erst im Verlauf entwickelt.
Sobald Kalydeco für Ihr Kind zugelassen ist, sollten Sie die Therapie beginnen (es ist sogar bald die Zulassung ab 1 Monat zu erwarten), denn man hat herausgefunden, dass der frühe Einsatz verhindert, dass es die Lungenerkrankung fortschreitet, auch wenn das Kind jetzt augenscheinlich noch keine Symptome der Lunge hat. Kernspinuntersuchungen haben bei Neugeborenen mit CF gezeigt, dass bereits nach Geburt fassbare Lungenveränderungen durch die Entzündung eintreten. Man erwartet also die Verhinderung des Fortschreitens der Lungenveränderungen und auch damit weniger Probleme später mit Keimen und Atemwegserkrankungen. Weiterhin hat man herausgefunden, dass der frühe Einsatz von Modulatoren verhindern kann, dass sich die Pankreasinsuffizienz entwickelt, bei einigen Patienten hatte sich die bereits bestehende Insuffizienz sogar verbessert, besteht diese allerdings zu lange, können auch die Modulatoren nichts mehr ändern. Daher so früh wie möglich diese Medikamente einsetzen, besonders, wenn Ihr Kind noch keine Pankreasinsuffizienz hat.
Sobald Kaftrio/Kalydeco für Ihr Kind zugelassen ist (derzeit ab 6 Jahren, bald wird es ab 2 Jahren zugelassen sein) auf dieses Medikament umstellen, es wirkt noch besser als nur Kalydeco.
Ich hoffe, Ihnen weitergeholfen zu haben,
Mit freundlichen Grüßen
Daniela d'Alquen
18.02.2023
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Daniela d'Alquen