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Gatingmutation

Frage
Sehr geehrte Damen und Herren,
unsere Tochter 5 Monate alt mit CF hat eine Gatingmutation. Wir werden in Kürze mit Kalydeco beginnen. Nun meine Frage: Ihr letzter Chlorierdwert im Schweiß (Schweißtest) lag bei 100. Welche Werte sind mit Kalydeco zu erwarten? bzw. gibt es Erfahrungswerte/Studien auf welchen Wert die meisten zurückfallen? Gibt es auch die Möglichkeit auf einen "Normalwert" zwischen 0 und 30 zu kommen? Wenn dies der Fall sein sollte, würde dies bedeutet, dass der Salzaustausch wie bei nicht CFlern funktionieren würde? Die Gefahr für Keime, Verschleimung usw. nicht mehr gegeben wäre? Die Basistherapie ist natürlich verlässlich weiterzuführen. Über eine Antwort freue ich mich sehr. Vielen Dank.
Antwort
Sehr geehrter Fragesteller,
die Wirkung von Kalydeco wurden für verschiedene Altersklassen untersucht.
1) Für das Alter ab 12 Jahren (bei CF und G551D), von Ramsey et al.,im NEJM 2011 veröffentlicht:
Verbesserung der Lungenfunktion (FEV1 Zunahme im Vergleich zu Placebo um ca. 10%)
Verringerung der Atemwegssymptome und Verlängerung der Zeit bis zur ersten pulmonalen Exazerbation
Gewichtszunahme von im Mittel 3 kg in der Therapiegruppe
Verbesserung der Schweißchloridwerte von im Mittel 100mmol/l auf im Mittel unter 60 mmol/l (die mittleren Werte der Gruppe, die Kalydeco bekam, lagen um 50 mmol/l)
2) Alter 6-11 Jahre (bei G551D), veröffentlich von Davies et al 2013 im Am J Repir Crit Care
Verbesserung der Schweißchloridwerte von ca. 100 mmol/l auf im Schnitt 50 mmol/l (ging nicht unter 40 mmol/l), in der Verlängerung der Studie von 24 auf 84 Wochen (Rosenfeld et al. 2019 J Cyst Fibrosis) blieb der Effekt erhalten, minimal ca. 45 mmol/l Schweißchlorid.
3)Alter 12-24 Monate (bei CF und Gating Mutation), Rosenfeld et al, 2018 im Lancet Respir Med
Verbesserung der Schweißchloridwerte von im Mittel 100mmol/l auf im Mittel unter 40 mmol/l, gingen jedoch nicht tiefer als knapp über 30 mmol/l.
Teilweise Anstieg des Pankreasenzyms Elastase im Stuhl in „Normalbereiche“

Das bedeutet, bei den kleineren Kindern waren die Werte nahe am Normalbereich, aber eben nicht im Normalbereich. Es handelt sich immer um die Mittelwerte aller Studienteilnehmer, so dass möglicherweise mal ein "Ausreißer" dabei sein kann, der tatsächlich in den Normalbereich mit den Schweißchloridwerten kommt.
Aus eigener Erfahrung mit Kaftrio kann man sagen, dass es individuell Patienten gibt, die nur wenig mit der Konzentration im Schweißchlorid abfallen, z.B. auf 70 mmol/l, und vereinzelt aber auch Patienten, die unter 30 mmol/l mit dem Schweißchlorid fallen.
Daher wird deutlich, das die genaue Konzentration, die unter der Therapie zustande kommen wird, nicht vorhersehbar ist und noch nicht verstanden ist, warum es so unterschiedlich sein kann. Aber klinisch haben oft auch die Patienten gute Effekte, deren Schweißchlorid nicht so gut angesprochen hat.
Auf der anderen Seite würde man vom Verständnis her sagen, ja, wenn bei einem Patienten der Kanal wieder so gut funktioniert, dass der Schweißchloridgehalt fast normal ist, sollten auch alle anderen Probleme "gelöst" sein, wenn der Kanal eben wieder funktioniert. De facto haben die meisten aber noch Werte im Borderlinebereich und daher keine 100% CFTR Kanal Funktion. Es gibt auch noch zu wenig Daten, wie gut dann auch die Schleimclearance funktioniert - Studien dazu laufen, auch mit der Fragen, ob die Basistherapie dann reduziert werden kann.
Fest steht, dass der Salzverlust über den Schweiß auf jeden Fall deutlich reduziert wird. Die Basistherapie sollte auf jeden Fall weitergeführt werden, wie intensiv sollte dann mit der Ambulanz besprochen werden, je nach klinischem Ansprechen auf das Medikament.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela d'Alquen
19.05.2023
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Daniela d'Alquen