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Reichlich Pseudomonas in NNH2_Achtung neue Info_bitte Antwort lesen

Frage
Hallo, danke für ihre Antwort... nein vorher hatte ich noch nie mit diesem Keim zu tun. Hatte zwar sehr oft Nebenhöhlenentzündung, aber das ging meistens von selber weg oder halt mit Antibiotika.
Momentan ist es einfach schon so schlimm, jeden Tag fühle ich mich noch kränker... immer bissl Fieber, Hals und Lunge schmerzen auch schon. Behandle nun nur mehr mit Silbertropfen in der Nase und Nasenspülungen... aber das hilft leider auch alles nichts bei den Schmerzen im Gesicht ...

Danke, MFG
Antwort
12.01.24: Lieber Ratsuchender,
Dr. Mainz würde gerne persönlich mit Ihnen Kontakt aufnehmen.
Bitte schreiben Sie mir eine Mail an
DAlquen_D@ukw.de
dann können wir den Kontakt herstellen.
MfG
D. d'Alquen

Lieber Ratsuchende/r,
vielen Dank für die Information; unsere Experte, Prof. Dr. Jochen Mainz hatte allerdings schon eine Vorab-Antwort für Sie zusammengestellt, bevor er diese Information hatte, damit Sie in dieser Situation so schnell Hilfe wie möglich bekommen; ich schicke die Information an ihn weiter, dann wird er eventuell nach den Feiertagen seine hier unten stehende, erste Antwort ggf. ergänzen.
Hier kommt seine erste Antwort:

Liebe Fragerstellende/r,
Grundlegend steht für mich die Frage, ob Sie vorher schon eine Pseudomonasbesiedlung in den Atemwegen hatten, oder ob diese erst mit der OP eintrat. Letzteres ist durchaus möglich, wie wir anhand einer Fallserie zusammengestellt haben.

Pseudomonas aeruginosa Acquisition in Cystic Fibrosis Patients in Context of Otorhinolaryngological Surgery or Dentist Attendance: Case Series and Discussion of Preventive Concepts Mainz JG, Gerber A, Lorenz M, Michl R, Hentschel J, Nader A, Beck JF, Pletz MW, Mueller AH. Case Rep Infect Dis. 2015;2015:438517. doi: 10.1155/2015/438517. Epub 2015 Mar 18. PMID: 25866686 Free PMC article.

Wenn Sie den Keim vorher nicht aufwiesen, entsprechen die wahrgenommenen Schritte leider nicht ganz den aktuellen Empfehlungen zur Eradikation eines Pseudomonas aeruginosa. Aber auch bei vorhergehender Dauerbesiedlung, die z.B. aus den unteren Atemwegen bekannt gewesen ist, wäre eine Therapie nur mit Piperacillin und Tazobactam nicht sinnvoll, vermutlich haben die betreuenden CF-Ärzte zusätzlich mit Tobramycin behandelt. Das geben CF-Ärzte in der Regel zusätzlich während einer in der Regel 14tägigen pseudomonaswirksamen i.v.-Therapie.
Leider erreicht man aber mit diesem Standard der CF Pseudomonas i.v.-Therapie die Nasennebenhöhlen nicht so gut, wie die Lunge, wie wir in einer anderen Studie indirekt zeigen konnten.

Reduced effect of intravenous antibiotic treatment on sinonasal markers in pulmonary inflammation Franziska Doht, Julia Hentschel, Nele Fischer, Thomas Lehmann, Udo R Markert, Klas Böer, Wolfgang Pfister, Mathias W Pletz, Orlando Guntinas-Lichius, Jochen G Mainz
Rhinology. 2015 Sep;53(3):249-59. doi: 10.4193/Rhino14.300.

Es ist aber möglich, Pseudomonaden mit Inhalation von vibrierenden Aerosolen aus den Nasennebenhöhlen zu entfernen (eradizieren). Hier fehlen große Studien, weil die Industrie dies bisher nicht getragen hat, aber es gibt eine Reihe von Fallberichten und sehr viele mündliche Erfahrungsberichte mit diesem Vorgehen. Mit Medikamenten wie Tobramycin oder Colistin als vibrierendes Aerosol über 1-3 Monate kann man, nach entsprechender Schulung, Erfolg haben.

Cystic fibrosis upper airways primary colonization with Pseudomonas aeruginosa: eradicated by sinonasal antibiotic inhalation.
Mainz JG, Michl R, Pfister W, Beck JF. Am J Respir Crit Care Med. 2011 Nov 1;184(9):1089-90. doi: 10.1164/ajrccm.184.9.1089.

Nach Ihrem Bericht gehe ich aber nicht davon aus, dass der Pseudomonas immer wieder neu in die Nase und die Nasennebenhöhlen gekommen ist, sondern dass der Keim nach der OP nie ganz aus diesem Bereich der oberen Atemwege entfernt wurde.

MfG
Univ. Prof. Dr. med. habil. Jochen G. Mainz
Leiter Abteilung Päd. Pneumologie, Allergologie
und des Mukoviszidosezentrums
Klinikum Westbrandenburg, Standort Brandenburg a.d.Havel
24.12.2023
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. Jochen G. Mainz