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F508del/5tAllel
- Frage
- Hallo liebes Team,
Bei mir (m, 22) wurde letztes Jahr eine atypische Mukoviszidose festgestellt. Meine Frage lautet nun, wie manifestiert sich diese Mutations Form? Ist die Lebenserwartung verringert? Meine Ärztin verweigert die erneute Überweisung in eine Mukoviszidose Klinik. Welche Parameter sollten überprüft werden?
Danke für eure Hilfe. - Antwort
- Sehr geehrter Ratsuchender,
die große Frage ist: wurde die Diagnose atypische Mukoviszidose nur anhand des genetischen Befundes F508del auf einem Allel und 5-T Allel auf dem anderen gestellt? Warum wurde überhaupt eine Genetik veranlasst? Ist sicher, dass je eine Mutation auf je einem Chromosom eines Paares liegt (sie könnten theoretisch auch auf demselben Chromosom liegen)? Wenn es eine Untersuchung der Eltern gibt, und F508del kommt von einem Elternteil und das 5-T Allel vom anderen, dann hat man auf jedem Chromosom je eine Mutation und dann wären beide wirksam.
F508del ist eine schwere CFTR Mutation, die dazu führt, das kein CFTR-Kanal gebildet werden kann. Das 5-T Allel ist komplexer, hier spielt eine Rolle, wie lang das sog. TG Repeat ist - je nach Länge schätzt man dann die Mutation als nicht CF verursachend ein oder als atypische CF ein, wir sprechen hier von CFTR-related disorder, in seltenen Fällen kann auch eine milde CF resultieren. Am besten lassen Sie sich bezüglich der Genetik einen Termin zur genetischen Beratung geben, da kann man klären, ob das TG Repeat untersucht wurde und was es zu bedeuten hat.
Wichtig sind die klinischen Symptome: gibt es Beschwerden der Atemwege oder des Darms? Bei Männern sollte auf jeden Fall beim Urologen untersucht werden, ob Fertilität gegeben ist, da bei einer solchen Mutation, auch wenn sie sonst keine Symptome macht, eine Fehlanlage der Samenleiter (sog. CBAVD) vorliegen kann, was zu ungewollter Kinderlosigkeit führt. Dies ist oft der Grund, warum überhaupt CFTR-Genetik veranlasst wird.
Weiterhin würde ich raten, die Diagnose atypische Mukoviszidose bzw. CFTR-related disease anhand eines Schweißtestes zu untermauern; in einem zertifizierten Zentrum für CF sollte ein Schweißtest mittels Pilocarpin-Ionotophorese durchgeführt werden. Ist der Wert unter 30 mmol/l Chlorid und unauffällig, die Lungenfunktion gut, die Funktion der Bauchspeicheldrüse in Ordnung (Elastase im Stuhl) spricht das für einen eher gesunden Status; liegt aufgrund der Mutation z.B. eine Aplasie der Samenleiter vor, spricht man in einem solchen Fall nicht von Mukoviszidose, sondern CFTR-assoziierter Erkrankung. Dennoch wissen wir, dass der Schweißtest und somit die Funktion des CFTR-Kanals sich im Laufe des Lebens verändern kann, so dass in längeren Abständen eine Schweißtestkontrolle und klinische Kontrolle (Lungenfunktion ua) erfolgen sollte, da der Schweißtestwert in den Borderlinebereich (30-60) oder selten sogar in den pathologischen Bereich ansteigen kann (>60). Das hängt natürlich auch davon ab, welcher 5T-TG Status konkret bei Ihnen vorliegt, um das Risiko einzuschätzen, ob sich eventuell im Verlauf Symptome entwickeln könnten. Je höher der initiale Schweißtestwert, desto engmaschiger sollten die Kontrollen erfolgen. Falls es überhaupt noch keinen Schweißtest gibt (bzw. falls der letzte Test Jahre her ist), würde ich doch die Vorstellung in einem Mukoviszidose-Zentrum empfehlen, sowie die Kontrolle beim Urologen; im Zentrum kann man Sie dann je nach Ergebnissen der Untersuchungen beraten, wie engmaschig welche Kontrollen erfolgen sollten und auch, was über den Verlauf zu sagen wäre.
Vorab zu Ihrer Beruhigung kann man die Lebenserwartung und den Verlauf bei der vorliegenden genetischen Konstellation nicht mit einer "schweren, typischen" Mukoviszidose vergleichen, bei der z.B. F508del auf beiden Allelen vorliegt.
Mit freundlichen Grüßen
Daniela d'Alquen - 16.05.2024
- Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Daniela d'Alquen