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IVS8: TG12-5T / TG12-5T
- Frage
- Guten Tag.
Bei meiner 7 Jährigen Tochter wurde ein Schweistest durchgeführt. Beide Werte lagen im Graubereich. 1.Wert 59, 2. Wert 42. Im Anschluss wurde eine Genetik durchgeführt. Als Befund erhielten wir die oben genannte Diagnose.
Was kann ich darunter verstehen? Laut dem Befund wäre es eine atypische Mukoviszidose. Stimmt das? Meine Tochter hat keine Symptome,Stuhlprobe unauffällig und auch alle weiteren Blutwerte. Es war ein reiner Zufallsbefund da Meine Tochter das erste Mal eine Mykoplasmen Pneumonie hatte und daraufhin die Untersuchungen statt gefunden haben
LG L. K. - Antwort
- Hallo,
vorab wäre wichtig zu wissen, ob die Schweißteste in einem zertifizierten Zentrum für CF mittels Pilocarpin-Ionotophorese durchgeführt werden; eine "Leitfähigkeitsmessung" ist nicht verlässlich und hat andere Grenzwerte.
Wenn die Schweißteste korrekt gemacht wurden, dann gilt ein Wert über 60 mmol/ Chloridkonzentration als pathologisch (dann läge eine echte Mukoviszidose vor), zwischen 30-60 mmol/l sind die Werte im Graubereich (wie bei Ihrer Tochter) und unter 30 mmol/l ist der Normbereich.
Bei Werten im Graubereich schließt man eine Genetik an; die hat in diesem Fall auf je einem Chromosom jeweils die Veränderung TG12-T5 im intron 8 (IVS8) gezeigt. Da zwei Mutationen vorliegen, ist die Mutation wirksam. Bei der vorliegenden Veränderung handelt es sich allerdings um eine sog. splicing Mutation, das bedeutet, die genetische Information, die für den CFTR-Kanal (der ist bei Mukoviszidose betroffen und ist ein Chloridkanal in der Zellmembran) kodiert, kann mehr oder weniger gut in das Eiweiß, das für den CFTR Kanal benötigt wird, umgesetzt werden. Normalerweise ist aber die Funktion des entstehenden CFTR-Kanals nicht so stark eingeschränkt, dass eine echte "schwere" CF (=Mukoviszidose) entsteht, bei der der Schweißtest über 60 wäre und oft eine Unterfunktion der Bauchspeicheldrüse (dann wäre die Elastase im Stuhl erniedrigt, was hier nicht der Fall ist) vorliegt und auch deutliche Lungensymptome vorliegen. In den allermeisten Fällen führt die Veränderung nur zu Borderline-Schweißtest-Werten (wie in diesem Fall) und man spricht dann nicht von Mukoviszidose (CF) sondern von CFTR-assoziierter Erkrankung, früher hat man das "atypische" Mukoviszidose genannt. Solange die Schweißtestwerte unter 60 mmol/l sind, vermeidet man allerdings den Begriff Mukoviszidose.
Bei der CFTR-assoziierten Erkrankung können wenig bis keine Symptome vorliegen, z.B. gibt es Patienten, die unter wiederkehrenden Entzündungen der Bauchspeicheldrüse leiden oder die männlichen Patienten können oft auf natürlichem Wege keine Kinder zeugen, da die genetische Veränderung die ableitenden Samenwege in ihrem Aufbau beeinflusst. Manche Patienten entwickeln milde Lungensymptome. Man kann auch (zunächst) keine Symptome haben. In Ausnahmefällen, aber möglich, ist auch die Entwicklung einer milden Form der CF, dann steigen die Schweißtestwerte im Verlauf über 60 mmol/l. Dabei ist die Funktion der Bauchspeicheldrüse in der Regel normal.
Da man aber nicht weiß, ob und wann der Patient Symptome entwickelt (ob er überhaupt welche bekommt oder ob er sogar in Richtung "milde CF" geht), sollte man das Kind in regelmäßigen Abständen in einem zertifizierten CF-Zentrum sehen, wo Lungenfunktion, Laborwerte, mikrobiologische Proben der Atemwege und auch in größeren Abständen ein Schweißtest untersucht wird. Damit will man rechtzeitig erkennen, falls doch Symptome entstehen, diesen mit Therapie gegenzusteuern und auch nicht zu verpassen, falls sich die Situation in Richtung einer "milden" CF entwickelt. Das muss nicht sein, es kann auch alles blande bleiben, aber die Schweißtestwerte können sich auch verändern und ansteigen und damit anzeigen, dass sich die Funktion des Chloridkanals verschlechtert.
Ich hoffe, Ihnen geholfen zu haben,
MfG Daniela d'Alquen - 26.06.2024
- Die Antwort wurde erstellt von: Dr. Daniela d'Alquen