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Regentonne in der Kita

Frage
Liebes Experten-Team,

unser 2jähriger Sohn hat CF und bekommt seit Oktober Kaftrio/ Kalydeco, hat aktuell einen Schweißtest mit 22 mmol Chlorid.

Im Herbst soll er in die Kita gehen.
Unsere Wunsch-Kita in der Nachbarschaft ist bereit, alle erforderlichen Medikamente zu geben und auch Hygienemaßnahmen wie Toilettendeckel, keine offenen Fingerfarben/ Seifenblasen... umzusetzen.

Allerdings steht dort eine Regentonne im Garten, aus der bisher die Kinder Wasser zum Spielen zapfen dürfen.

Wir würden gerne wissen, wie Sie das Risiko für ihn durch eine mögliche Pseudomonas Infektion einschätzen, falls wir ihn in die Kita geben und andere Kinder weiterhin mit dem Wasser aus der Regentonne im Garten spielen.
Wie sieht es aus, wenn er nicht an die Tonne darf, aber mit Sand oder Erde in Kontakt kommt, auf das zum Beispiel eine Stunde vorher dieses Wasser gekippt wurde?

Wie können wir der Kita den Unterschied zwischen Pfützen und Regentonne verständlich machen?

Vielen Dank für eine Einschätzung,
herzliche Grüße
L.K.
Antwort
Sehr geehrte Fragesteller*in,
Sie haben mit der Annahme prinzipiell recht, dass von den genannten Feuchtquellen (in der Kita) ein potenzielles Risiko ausgeht. P. aeruginosa ist ein ubiquitärer - d.h. potenziell überall – vorkommender Umweltkeim, der besonders häufig in feuchter Umgebung (Oberflächengewässer, Pfützen, diverse Feuchthabitate) aber auch im Erdboden gefunden wird. Übertragungswege sind v.a. der direkte Kontakt mit einer Quelle oder Aerosole. Maßnahmen, wie das Schließen des Toilettendeckels etc. sollen einfach umsetzbar sein, das potenzielle Risiko minimieren, schließen dies aber auch nicht aus. Dies heißt nicht zwingend, dass speziell in dieser Regentonne P. aeruginosa (als Indikatorerreger) nachweisbar ist, aber es ist möglich und den Kontakt zu vermeiden somit eine sinnvolle Maßnahme, zumal von stehendem Wasser (höhere Keimbelastung, Biofilme in der Tonne etc.) potenziell ein höheres Risiko ausgehen kann. Auch Umwelteinflüsse wie Temperatur können eine Rolle spielen, sodass keine sinnvolle Vorhersage für die (quantitative) Keimbelastung in einem speziellen Fall getroffen werden kann. Auch weiß man bei Personen mit Mukoviszidose, die P. aeruginosa akquirieren, in den seltensten Fällen, wo die eigentliche Quelle war. Zudem spielt die Empfänglichkeit der Person eine Rolle. So kann unter Geschwisterkindern mit Mukoviszidose, trotz des engen Kontaktes, ein Kind Pseudomonas-positiv und ein Kind Pseudomonas-frei sein. Da die Modulatoren die Funktion des bei Mukoviszidose defekten CFTR-Chloridkanal zumindest teilweise korrigieren reduziert dies nach heutigem Wissen auch die Empfänglichkeit der Patienten für eine Infektion mit P. aeruginosa; verhindert dies aber auch nicht grundsätzlich. Expositionsrisiken zu minimieren oder zu vermeiden ist trotz aller Unschärfen eine sinnvolle Maßnahme. Die Balance zwischen potenziellen Risiken im alltäglichen Umfeld meiden ohne zu starke Einschränkungen einzugehen ist schwierig und gerade bei speziellen Fragestellungen wie der Ihren auch oft eine individuelle Entscheidung. Die gängigen Empfehlungen zur Vermeidung einer Exposition sind daher relativ allgemein und auch meine Antwort bleibt daher nur vage. Wasser in der Regentonne kann P. aeruginosa enthalten und gerade bei hoher quantitativer Keimmenge (Standzeit) auch eine mögliche Quelle für Infektionen darstellen. Wenn dieses Wasser in den Erdboden gelangt, wird P. aeruginosa auch nach einer Stunde durch Austrocknung noch nicht abgestorben sein, sondern noch enthalten sein. Ob dies der Fall ist, ist nicht vorhersagbar und kann von Regentonne zu Regentonne und Kita zu Kita großen Schwankungen unterliegen.
Ich hoffe die Erläuterungen helfen und wünsche alles Gute
Mit freundlichen Grüßen
Michael Hogardt
31.03.2025
Die Antwort wurde erstellt von: PD Dr. med. Michael Hogardt