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Inquilinus

Frage
Guten Tag,

ich bin 27, CF Patient (F508 Delta homozygot). Bislang war ich chronisch nur mit staphyloccocus aureus besiedelt (Pseudomonas stets negativ). Mein FEV1 Wert liegt zwischen 107-117%. Seit wenigen Wochen nehme ich Kaftrio mit zahlreichen Verbesserungen, unter anderem nahezu kein Husten und Sputum mehr.

Vor 2 Wochen hatte mich eine Infektion erwischt, deren Verlauf mir schon komisch vorkam. Nach anfänglichen leichten Erkältungssymptomen bekam ich nach 3-4 Tagen starken dunkelgrünen Auswurf (was ich seit Kaftrio nicht mehr gewohnt war) sowie an einem Abend Fieber über 39 Grad. Nach Einnahme eines fiebersenkenden Mittels stabilisierte sich mein Fieber auf mittlere Temperatur und legte sich im Laufe des folgenden Tages. Im Blutbild waren die Entzündungswerte erhöht, z.B. Leukozyten bei 14 und CRP bei 26.

Trotz sinkenden Fiebers bekam ich vorsichtshalber 2 Antibiotika verschrieben (AmoxiClav 3x täglich für 7 Tage und Clarithromycin 500mg 2x täglich für 5 Tage).

Mittlerweile habe ich keine akute Erkältungssymptomatik mehr, habe aber morgens immer noch eine geringe Menge an leicht grünlich verfärbtem Sputum (dies war vor dem Infekt auch nicht so). Mein CRP-Wert hat sich wieder auf 3,4 mg/L normalisiert.

In der akuten Phase des Infektes habe ich eine Sputumprobe zur Analyse abgegeben. Das Ergebnis ist nun da. Neben chronischer Besiedelung von Staphyloccocus wurde ein neuer Keim festgestellt: Inquilinus.

Dieser Keim scheint ja relativ selten zu sein. In meiner Recherche habe ich einen alten Beitrag hier im Expertenforum gefunden. Der ist allerdings von 2013, weshalb ich hier gerne nach (neueren) Erkenntnissen fragen möchte. Außerdem habe ich in der englischen Literatur von pulmonalen Verschlechterungen bei CF gelesen.

Nun zu meiner Frage:

Wie schätzen Sie die Gefährlichkeit dieses Keims in Bezug auf Verschlechterungen der Lunge ein und würden Sie sagen, dass dieser behandlungswürdig ist? Falls ja, wie schnell sollte man hier handeln und ist mit Erfolgsaussichten aufgrund der Multiresistenz überhaupt zu rechnen?


Über eine Rückmeldung wäre ich Ihnen sehr dankbar.

Freundliche Grüße
Antwort
Lieber Anfragender,

Inquilinus ist eine sehr seltene Bakteriengattung, die gelegentlich bei Menschen mit Mukoviszidose (CF) in den Atemwegen nachgewiesen wird. In vielen Fällen bleibt dieser Keimnachweis ohne Folgen, insbesondere wenn es sich lediglich um eine vorübergehende Besiedlung handelt – das heißt, das Bakterium ist vorhanden, verursacht aber keine Beschwerden und kann auch wieder verschwinden. Daher werden mikrobiologische Sputumkontrollen empfohlen.

Manchmal kann Inquilinus jedoch Symptome wie Husten, vermehrte Schleimbildung oder eine Verschlechterung der Lungenfunktion auslösen. Besonders bei Menschen mit chronischen Lungenerkrankungen, wie Mukoviszodose oder geschwächtem Immunsystem kann dieser Keim problematisch werden. Die Behandlung kann zudem erschwert sein, da Inquilinus gegen viele Antibiotika unempfindlich ist.

Einige Patientinnen und Patienten bleiben trotz dauerhaftem Keimnachweis lange stabil. Wichtig ist daher eine regelmäßige ärztliche Kontrolle.
Sollte sich der Gesundheitszustand verschlechtern oder es zu Anzeichen eines akuten Infekts kommen, ist meist eine antibiotische Behandlung notwendig.

Bitte besprechen Sie das weitere Vorgehen mit Ihrer CF-Behandlerin oder CF-Behandler und entscheiden Sie gemeinsam, ob eine antibiotische Behandlung zum jetzigen Zeitpunkt sinnvoll ist – abhängig davon, wie sich Ihr Gesundheitszustand seit dem letzten Infekt entwickelt hat.

Wir hoffen, dass unsere Informationen Ihnen helfen, auch das Gespräch mit Ihrem CF-Arzt oder Ärztin gut vorbereitet zu führen.

Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Dr. med. Christina Smaczny und Prof. Dr. med. Michael Hogardt
04.05.2025
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. med. Christina Smaczny