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zu geringe Gewichtszunahme - Magenentleerung

Frage
Liebes Experten-Team,

mein Sohn (4 J. 11 Mon., CF, Delta F508 homozygot) nimmt schon seit Geburt (2.500g, 4 Wochen zu früh) nicht genug zu. Derzeit wiegt er 15 kg bei einer Größe von 100 cm.

1) Magenentleerung:
Auffällig ist (er erbricht öfters aufgrund starken Hustens), dass auch nach 4h noch fast komplette Mahlzeiten (werden von uns abgewogen) inkl. Enzyme erbrochen werden.
Gibt es bei CF gehäuft eine Magenentleerungsstörung? Was können die Ursachen sein und wie könnte man diese beheben? Im Alter von 6 Monaten wurde schon einmal eine Magenspiegelung gemacht (ohne Befund), ebenso eine ph-Metrie (grenzwertig, Omeprazol brachte jedoch nichts).

2) mangelnde Gewichtszunahme:
Aufgrund einer Essstörung isst er fast nur Babybreie aus der Flasche, d. h. sowohl Nahrung (inkl. Calshake) als auch Enzymdosis sind identisch. Auffällig ist nun, dass der Stuhl sehr unterschiedlich ist: Von Verstopfung (bis zu eine 1 Woche) bis Durchfall/Fettstuhl (auch bei max. Enzymdosis) gibt es alles. Ich habe den Verdacht, dass die Enzyme nicht richtig wirken, da sie zum falschen Zeitpunkt im Darm ankommen.
Was könnte man hier tun? Oder gibt es noch andere mögliche Ursachen?

Blutzucker-Tests ergeben übrigens eine gestörte Glucose-Toleranz (bis 180 mg/dl), GUTT ist aufgrund der Essstörung nicht durchführbar.

Vielen Dank!
Antwort
Hallo,
Sie schildern drei Problemfelder, die Ihnen bei Ihrem Kind Sorgen bereiten.
1: Mangelnde Gewichtszunahme:
Sie berichten, dass Ihr Kind 15 Kg bei einer Größe von 100 cm wiegt. Mit diesen Werten liegt Ihr Kind mit der Größe ca. 3 cm unter der 3. Altersperzentile während das Gewicht nahezu auf der 3. Altersperzentile liegt. Ihr Kind ist derzeit also für seine Größe nicht zu leicht sondern normgewichtig, aber das Wachstum ist im untersten Normbereich und es sollte geklärt werden, warum Ihr Sohn so langsam wächst. Hier wären z.B. Hormonuntersuchungen in Richtung Schilddrüse notwendig. Weiterhin sollte eine Zöliakie als Begleiterkrankung ausgeschlossen werden. Letztere kann auch eine Inappetenz und wechselnde Stühle verursachen.
2: Verzögerte Magenentleerung:
Sie berichten, dass Ihr Sohn z.T. nach 4 Stunden noch eine nahezu komplette Mahlzeit erbricht. Dies ist sicherlich ungewöhnlich und spricht für eine verzögerte Magenentleerung.Eine solche Magenentleerungsverzögerung wird in einzelnen Fällen bei Mukoviszidose beobachtet. Um sich über dieses Phenomen ein genaueres Bild zu machen, sollte entweder nochmals eine Endoskopie des oberen Intestinaltraktes oder aber eine Kontrastmitteluntersuchung des oberen Intestinaltraktes (obere MDP ) durchgeführt werden. Mit der Endoskopie kann die Frage einer Refluxkrankheít besser abgeklärt werden während eine funktionelle Magenentleerungsstörung besser durch eine obere MDP abgeklärt werden kann. Zeigen sich hierbei völlig normale Befunde , so sollte eine behutsame Therapie mit Domperidon-Tr. versucht werden.
3: Sie berichten von einer Eßstörung Ihres Kindes.
Sie schildern das typische Verhalten eines Kindes, das nicht zur richtigen Zeit das Schlucken und Schlingen von festen Nahrungsbestandteilen gelernt oder beibehalten hat. Dieser Lernprozeß sollte möglichst bis zum Alter von 8 bis 9 Monaten erfolgen. Wenn Kinder aus den unterschiedlichsten Gründen in diesem Zeitraum nur fein passierte Breikost zu sich nehmen, so wird es in der Folgezeit sehr schwierig, diese Kinder an feste Kost zu gewöhnen. Dies gelingt dann meist nur mit der Hilfe einer erfahrenen Eßtherapeutin
Die gesamte Problematik , die Ihnen sicherlich große Sorgen bereitet ist nur schrittweise und behutsam abzuklären. Beruhigend sollte für Sie sein, dass Ihr Sohn bei allen Problemen nicht untergewichtig ist. Zur optimalen Beurteilung der Situation wäre es sehr hilfreich, die Wachstums- und Gewichtszunahmeentwicklung Ihres Kindes über die Zeit an Hand der Perzentilenkurven zu betrachten
Sie sollten mit Ihren behandelnden Ärzten besprechen, ob eine begleitende psychologische Beratung sinnvoll ist, da mit Ihr Kind nicht durch Streßfaktoren in dieser schwierigen Situation belastet wird.
Wir wünschen Ihnen viel Geduld und Glück in dieser schwierigen Situation.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. H.-G. Posselt
20.02.2009
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt