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5-jährige Tochter Schweißtest erhöht?

Frage
Hallo,

ich war gestern mit meiner 5-jährigen Tochter zum Schweißtest, da diese ständig krank ist. Sie hatte diesen Winter in 3 Monaten 7 mal erkrankt mit immer über 40 Fieber.

Der Schweißtest hat 48 mmol/l ergeben. Die Schwester im KH sagte es sei alles in Ordnung wir müssen nicht mehr wiederkommen.

Nun hab ich aber vor dem Test gelesen, dass Werte ab 30-40 mmol/l kontrollbedürftig sind.

Nun mach ich mir natürlich Sorgen, denn auf dem Arztbrief stehen ganz andere Referenzwerte. Da ist der "Graubereich" erst ab 60 mmol/l angegeben und richtig positiv wäre ab 90 mmol/l.

Können die Referenzwerte schwanken oder liegt das an unterschiedlichen Geräten?

Antwort
Sehr geehrte Eltern,

sie berichten, daß Ihre Tochter letzten Winter sehr häufig an einem
fieberhaften Infekt erkrankt sei. Dies kann völlig normal sein in diesem
Alter.

Ein Schweißtest wird durchgeführt um herauszufinden, ob ein Kind eine
Mukoviszidose hat. Die Mukoviszidose ist eine chronische
Lungenerkrankung von Kindern und Erwachsenen (ca. 1:3000), die mit wenig
Symptomen einhergehen kann, wie z.B. Reizhusten, Räuspern, Hüsteln, aber
auch deutlicheren Symptomen wie z.B. produktivem, chronischem Husten,
Atemnot bis hin zu wiederkehrenden Infektionen der Lungen.
Beim Schweißtest wird die Kochsalzkonzentration des Schweißes, die bei
dieser Erkrankung erhöht sein kann, gemessen.
Dabei ist es wichtig, daß eine Standardmessung durchgeführt wird: eine
Pilocarpin-Iontophorese mit Chlorideinzelbestimmung und einer
ausreichende Schweißmenge, eine Natriumeinzelbestimmung wird
zusätzlich als Qualitätskontrolle durchgeführt und sollte nur
geringfügig vom Chloridwert abweichen (kleiner als 20mmol/l; ansonsten sollte der Schweißtest wiederholt werden). Eine Leitfähigkeitsmessung ist zur
Diagnosestellung nicht zulässig und sollte nur als Screeningtest
durchgeführt werden.
Sie berichten einen Schweißtestwert von 48 mmol/l; ist dies der
Chlorideinzelwert? Oder der NaCl-Wert bei niedriger Schweißmenge? Um den
Test richtig interpretieren zu können, werden Angaben zur Schweißmenge,
zum Chlorid- und Natriumwert benötigt, ebenfalls die Methode, die
angewandt wurde. Die Normalwerte in Ihrem Arztbrief deuten eher auf eine
Leitfähigkeitsmessung hin; in diesem Test sind Werte über 80 mmol/l
pathologisch, Werte zwischen 50 und 80 mmol/l stellen den Graubereich
dar.
Ich würde bei einem Ergebnis von 48 mmol/l eine Messung nach dem akzeptierten Messstandard (Pilocarpin-Iontophorese
mit Chlorideinzelbestimmung) empfehlen, keine Leitfähigkeitsmessung.
Wenn wir von einer Pilocarpiniontophorese mit ausreichender Schweißmenge
und einer Chlorideinzelbestimmung von 48 mmol/l ausgehen, ist der Wert
eindeutig im kontrollbedürftigen Bereich.
Chloridwerte über 60 mmol/l gelten als pathologisch, d.h. eine
Mukoviszidose ist sehr wahrscheinlich, Werte zwischen 40-60 als
grenzwertig, nach neueren Einschätzungen sogar zwischen 30-60 mmol/l;
unter 30 mmol/l ist eine typische Form der Mukovizdisose weitestgehend
ausgeschlossen. Jedoch schließt ein normaler Schweißtest eine
Mukoviszidose nicht generell aus; es gibt Formen der Erkrankung, die mit
einem normalen Schweißtest einhergehen können.

Mit besten Grüßen und alles Gute,
Dr. S. van Koningsbruggen
08.04.2009