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Allergie auf Antibiotika / Penicilin und Cefalosporin

Frage
GUten Tag,

ich mochte fragen uber die Allergie auf die Gruppe der PenicilinATB und Cefalosporin ATB. Vor 3 Jahren nahme ich Tazocin und nach 5 Tagen bekam ich Hautallergie( der began zu jucken). Vor einem Monat bekam ich Maxipime und nach der erster Dosis innerhalb drei / funf Minuten bekamen meine Hande rot zu werden, es juckte. Der Arzt stelle Hautallergie fest. Mir wurde Blutabgenomen aber im Labor wurde keine Allergie auf Penizilin und Cefalosporin ATB festgestellt ( das spezifische IgE war negativ).
Ich mochte fragen, muss ich gleich auf die ganze Gruppe der Penizilin ATB und Cefalosporin ATB Allergie haben oder kann das sein, das ich nur auf die konkreten zwei ATB Allergie habe. Kann ich nicht Allergie auf die Aditiva haben. Gibt es eine Untersuchung die dass feststellt? Wie konnen wir es rausfinden, weil es ziemlich grosse Skale der ATB ist, die ich bestimmt brauchen werde. Vielen Dank Ingrid
Antwort
Hallo,
Grundsätzlich sind Penicilline sehr wenig giftig. Nur bei extrem hohen Dosen oder bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion, Epilepsie und Hirnhautentzündung werden manchmal Störungen der Nerven beobachtet. Die weitaus wichtigste Nebenwirkung der Penicilline ist die Ausbildung einer Allergie. Hier kann es sehr selten auch zum tödlichen Schock kommen. Vorsicht ist auch bei der Gabe anderer Beta-Lactam-Antibiotika wie Cephalosporine, Carbapeneme und dem Aztreonam geboten, bei denen es zu einer Reaktion aufgrund einer Kreuzallergie kommen kann.
Piperacillin ist ein β-Lactam-Antibiotikum, welches zur Gruppe der Acylaminopenicilline gehört. Dieser Wirkstoff hat das breiteste Wirkungsspektrum aller Penicilline (inklusive Pseudomonas und Enterobakterien). Durch die Kombination des β-Lactamase-labilen Piperacillins mit einem β-Lactamase-Inhibitor, wie beispielsweise Tazobactam (Handelsname z. B. Tazocin®), kann die Antibiotika-Resistenz von Bakterien gegen β-Lactamase-labile Penicilline überwunden werden.
Wegen der Gefahr eines anaphylaktischen Schocks darf Piperacillin bei Patienten mit erwiesener Penicillin-Überempfindlichkeit nicht angewendet werden. Eine Kreuzallergie mit anderen β-Lactam-Antibiotika kann bestehen. Bei Patienten mit allergischen Erkrankungen in der Anamnese, wie Asthma bronchiale, allergische Rhinitis, Urtikaria (Nesselsucht), ist das Risiko für schwerwiegendere Überempfindlichkeitsreaktionen bei Injektions- beziehungsweise Infusionsbehandlung erhöht, weshalb Piperacillin in solchen Fällen nach strenger Indikationsstellung mit besonderer Vorsicht angewandt werden sollte.

In Ihrem Fall berichten Sie von Hautreaktionen nach dem Einsatz von Tazocin und später auch von Maxipime. Hautreaktionen sind per se aber noch kein Beweis für das Vorliegen einer klassischen Medikamentenallergie, so dass eine standardisierte Allergiediagnostik stattfinden sollte:
Im Falle einer allergischen Sofortreaktionen ist der Nachweis von IgE-Allergieantikörpern im Bluttest (RAST) zur Zeit nur für Penicilline einigermaßen zuverlässig durchführbar. Ein Problem ist, nach dem richtigen Antikörper zu suchen. Oft ist nämlich nicht die Ursprungssubstanz für die Unverträglichkeitsreaktion verantwortlich, sondern Ab- und Umbauprodukte des Medikaments, die erst im Körper entstehen.
In dem Fall, dass die IgE Antikörper gegen bestimmte Antibiotika negativ sein sollten, wie in Ihrem Fall, wäre der nächste Schritt der Allergiediagnostik die Durchführung eines Hauttestes (Prick-Test), der normalerweise mit mehreren Substanzen aus der Penecillin- und Cephalosporin-Gruppe durchgeführt wird. Er kann auch mit dem konkreten Medikament durchgeführt werden, auf das Sie reagiert haben, z.B. Piperacillin plus Tazobactam, um eine mögliche Allergie gegen Tazobactam oder andere Zusätze in dem Medikamentengemisch aufzudecken. Wenn dieser Test eine positive Sofortreaktion zeigt, ist die Allergie bewiesen, und es werden keine weiteren Tests benötigt, und die entsprechenden Medikamente dürfen nicht mehr gegeben werden. Sollte der Test negativ sein, wird ein weiterer Hauttest, genannt Intrakutantest, der die Substanz noch tiefer in die Haut einbringt als es der Pricktest tut, durchgeführt. Sollte dieser Test auch negativ sein, wird eine orale oder i.v. Exposition des Patienten mit dem verdächtigen Medikament im Krankenhaus durchgeführt. Dabei werden zunächst einige Substanzen der Penecillin- und Cephalosporin-Gruppe getestet, die zunächst nicht im Verdacht einer Reaktionsauslösung standen. Wenn diese Substanzen gut vertragen werden, hat man eine Alternative, falls das Antibiogramm keine andere Alternative zulassen sollte. Die verdächtige Substanz wird erst am Ende der Testreihe getestet, um zu sehen ob irgendwelche Reaktionen auftreten. Dieser Test muss im Krankenhaus unter klinischer Kontrolle durchgeführt werden, da allergische Sofortreaktionen (die in den ersten 20 Minuten nach Exposition auftreten) immer das Risiko einer Verschlechterung bis hin zum allergischen Schock bergen. Daher, wenn einer der Hautteste bereits eine positive Reaktion gezeigt hat, ist eine Expositionstestung obsolet.
Dieses Flussdiagramm der Allergiediagnostik beinhaltet sehr schwierige Tests, die unter standardisierten Bedingungen stattfinden müssen, um einer verlässliche Aussage über Allergie ja oder nein treffen zu können. Z.B. werden der Hauttest und die Exposititionstestung nicht nur mit der Substanz selbst durchgeführt, sondern mit einer Reihe von standardisierten Verdünnungen. Dies kann nur garantiert werden, wenn die Tests in einem Allergie-Zentrum durchgeführt werden, in Deutschland würden wir dringend empfehlen, solch eine Diagnostik in einem Zentrum durchführen zu lassen, das zum IVDK (Informationsverbund Dermatologischer Kliniken) gehört, diese Zentren findet man z.B. in den dermatologischen Abteilungen von Universitätskliniken. Wenn Sie im Internet unter IVDK suchen, finden Sie eine Liste der dazugehörigen Krankenhäuser.
Zusammenfassend, kann es nicht ausgeschlossen werden, dass Sie nur auf die beiden konkreten Antibiotika oder bestimmte Zusätze reagieren, jedoch ist die „klassische Allergie“ auf bestimmte Penecilline und Cephalosporine viel wahrscheinlicher. In jedem Fall sollten Sie dem weiter nachgehen und eine ausführliche Allergiediagnostik in den o.g. Zentren durchführen lassen, um genau zu wissen, wogegen Sie reagieren und um möglicherweise einen Allergiepass zu bekommen.

Ich hoffe Ihnen mit dieser Antwort weitergeholfen zu haben.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. med. Wolfgang Gleiber
09.06.2009
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. W. Gleiber
Die Antwort wurde am 17.06.2009 noch erweitert. A. Pfalz