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regelmäßige i.V. bei chronischer PSA ??

Frage
liebes Experten-Team,

mein 11 jähriger Sohn ist seit 16 Monaten mit PSA besiedelt (i.-v. 6/08 erfolglos). Antikörper 4/09 im Serum positiv. FEV 92% und sehr fit (kein Sekret, kein Husten, Röntgen o.B, gutes Gewicht).

Gibt es eine Empfehlung bei Kindern :
- das dänische Modell anzuwenden oder
- 1x/Jahr prophyl. bei pos. Anitkörpern oder
- v. klinischem Zustand abhängig
1. (ab welchem Abfall der FEV in %. nächste i.V??Mein Sohn pustet nicht immer gleich stark)
2. wäre eine Lufu-Kontrolle alle 2 Monate oder früher ein Kompromiss???

vielen Dank für Ihre Einschätzung
Catherine Hummel
Antwort
Liebe Frau Hummel,

ich gehe davon aus, dass die Anfragen vom 21.4. und 6.5. 2009 auch von Ihnen verfasst wurden, da die Angaben zum Personenalter, zum Zeitpunkt des PSA-Erstnachweises, der PSA- Antikörperkörper und dem FEV1-Wert identisch sind.
Sie schreiben, dass bei Ihrem jetzt 11 Jahre alten Sohn seit 16 Monaten Pseudomonas aeruginusa (PSA) nachgewiesen wird. Vor 2 Monaten fanden sich erstmalig in der Jahresblutentnahme Antikörper gegen PSA. Man muss bei ihrem Sohn deshalb jetzt von einer chronischen Pseudomonasinfektion ausgehen. Deshalb müssen jetzt alle Therapiemaßnahmen darauf zielen Strukturveränderungen in der Lunge zu verhindern. Im normalen Röntgenbild der Lunge lassen sich frühe Strukturveränderungen häufig nicht erkennen. Dafür wäre ein Computertomogramm (CT) der Lunge aussagekräftiger. Auch die Lungenfunktion zeigt frühe Veränderungen nicht ausreichend sicher an, zumal die Werte für FEV1 auch bei Gesunden von Untersuchung zu Untersuchung um etwa 5% schwanken können. Deshalb würde ich einmal ein CT durchführen lassen.

Unabhängig davon gibt es leider keine einheitliche Europäische Richtlinie für das Therapie-Modell im Falle einer chronischen PsA Besiedelung. Es gibt das erwähnte dänische Modell welches neben einer Dauerinhalation mit Antibiotika regelmäßige i.v.-antibiotische Zyklen für 14 Tage (3-4 Mal im Jahr) vorsieht. Diese „routinemäßigen antibiotischen Therapie-Zyklen“ werden unabhängig von der klinischen Situation des Patienten durchgeführt.
Es gibt noch ein anderes Modell, bei dem neben der Dauerinhalation mit Tobramycin oder Colistin i.v. antibiotische Therapie-Zyklen nur im Falle einer klinischen Exazerbation (Verschlechterung) durchgeführt werden. „Klinische Exazerbation“ beinhaltet das Vorhandensein von abnehmender körperlicher Belastbarkeit, zunehmendem Husten, Auswurf, abnehmendem Appetit und Gewichtsverlust und Abnahme des FEV1 in der Lungenfunktion. Radiologische Veränderungen im Röntgenbild oder CT der Lunge können weiterhin helfen, eine Exazerbation zu definieren. Sie sehen daher, dass es keinen einheitlichen, fixierten Wert des FEV1 gibt, da es nicht das einzige Kriterium ist, welches eine „Exazerbation“ definiert, die mit i.v. Antibiotika behandelt werden müsste.
Bisher gibt es leider keine prospektiven, randomisierten Studien mit einer ausreichenden Zahl auch junger Patienten, die beide therapeutischen Strategien verglichen haben.

Zusammenfassend, gibt es also kein „Standard-Modell“ der Behandlung des chronischen PsA. Jedoch, da die Ergebnisse des Kopenhagener CF-Zentrums eine bessere Lebenserwartung zeigen, führen die meisten Zentren, und unser Zentrum eben auch, regelmäßige i.v. antibiotische Zyklen durch im Falle einer chronischen Besiedelung mit PsA, undabhängig von der klinischen Situation und den FEV1 Werten.

Wir empfehlen also bei einer chronischen Pseudomonasinfektion und einem FEV1 Wert von < 100% eine regelmäßige intravenöse antibiotische Therapie (i.v.-Therapie) im Abstand von 3 Monaten.

Zwischen den i.v. Therapien sollte mit einem Antibiotikum (Colistin oder Tobramycin) inhaliert werden. Sollte darunter der FEV1 Wert auf >100% steigen kann über eine Verlängerung der Zeitintervalle zwischen zwei i.v.- Therapien nachgedacht werden. Hilfreich für diese Entscheidung kann dann auch eine Kontrolle des CT sein, um festzustellen, ob es unter der durchgeführten Therapie zu einer Zunahme der Strukturveränderungen gekommen ist.
Ich hoffe Ihnen mit dieser Empfehlung geholfen zu haben.

Mit freundlichen Grüßen
Ernst Rietschel

13.07.2009
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. E. Rietschel

11.08.2009: Die Antwort wurde erweitert.