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Prophylaktische Antibiotikumgabe

Frage
Bei meinem Sohn (22 Monate) ist die Erkrankung Mukoviszidose seit knapp einem Jahr bekannt. Bisher war er nicht besonders infektanfällig. Er hatte im vergangenen Winter 3 Virusinfekte (Schnupfen, leichte obstruktive Bronchitis, einmal mit kurzem Fieber). Kinderärztin und CF-Ambulanz waren sich einig, dass es "nur" Virusinfekte ohne Bakterienbeteiligung waren. Die Ambulanz versucht mich aber dahingehend zu überzeugen, dass eine Antibiotikumgabe bei Bronchitis prophylaktisch auch bei offensichtlichem Virusinfekt notwendig ist, um Schäden an der Lunge auf jeden Fall zu vermeiden.
Generell bin ich mit Antibiotika sehr vorsichtig, da ich bei mir selbst aber auch bei bekannten Kindern gesehen habe, wie Antibiotika die Darmflora zerstören und das Kind eher noch anfälliger für einen nächsten Infekt machen.
Wie sind die Meinungen in Bezug auf prophylaktische Antibiotikumgabe??

Vielen Dank im Voraus,
Karina Al-Hujaj
Antwort
Sehr geehrte Frau Al-Hujaj,

Sie berichten, dass bei Ihrem Kind in den letzten 12 Monaten nur drei leichte, nach Einschätzung der Kinderärzte grippale Infekte bestanden haben. Die Ärzte Ihres Cf-Zentrums haben Ihnen zu einer begleitenden evtl als vorbeugend zu bezeichnenden Antibiotikatherapie geraten. Sie machen sich Sorgen im Hinblick auf mögliche Nebenwirkungen z.B. auf die Darmflora bei einer solchen prophylaktischen Antibiotikatherapie.

Wie Ihnen bekannt ist, ist es von ganz entscheidender Bedeutung für die Prognose eines Mukoviszidose-Patienten, die Lunge vor jeglichen Schäden zu bewaren. Es ist aus vielen Studien bekannt, dass Virusinfekte der oberen Atemwege bei Mukoviszidose-Patienten sehr oft der Wegbereiter für sich hieraus entwicklende bakterielle Infetionen der Lunge sind. Es gilt daher unter CF-Spezialisten der Rat an die Eltern, dass bei Infekten der oberen Atemwege ( Schnupfen, Husten , Halsschmerzen) und bei Infekten die mit Fieber einhergehen, wenn die Beschwerden länger als Zwei Tage anhalten, dass dann eine vorbeugende Antibiotiokatherapie mit einem Medikament erfolgen soll, das an die individuelle Situation des jeweiligen Kindes angepasst werden soll.
Bei der Wahl des Medikamentes ist natürlich auf Verträglichkeit und mögliche Nebenwirkungen zu achten. Jede zu spät einsetzende Antibiotikatherapie kann bei Mukoviszidose-Patienten ein schleichendes oder auch dramatisches Vorranschreiten der Lungenschädigung bewirken. Bei aller berechtigter Angst um negative Effekte einer Antzibiotikatherapie muss für Mukoviszidose-Patienten gelten , dass die Risiken einer verpassten rechtzeitigen Antibiotikatherapie entscheidend größer sind als die möglichen Risiken einer vorbeugend und evtl. unnötig gegebenen Therapie. Der Rat Ihrer Cf-Ärzte ist also voll zu unterstützen.
Wir wünschen Ihnen viel Glück und einen möglichst stabilen Gesundheitsverlauf Ihres Kindes.

Mit freundlichen Grüßen
Dr. Posselt
25.05.2009
Die Antwort wurde erstellt von: Dr. H.-G. Posselt